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Reiherbachaue: Beirat
lehnt Sandabbau ab

Unternehmen hat Naturschutzgebiet im Visier

Senne (sw). Eine mögliche Sandabgrabung für den Lückenschluss der Autobahn 33 im Naturschutzgebiet Reiherbach hat der Landschaftsbeirat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig abgelehnt. Die Bielefelder Firma S & R Bauträger GmbH hatte ein solches Vorhaben in Aussicht gestellt.

»Uns liegt noch kein ausgearbeiteter Antrag vor, sondern nur eine Beschreibung der Absicht«, erläuterte gestern Martin Wörmann, Leiter des städtischen Umweltamtes, die Hintergründe. Seinen Angaben nach hat das Unternehmen vier Standorte angedacht, an denen Sand abgebaut werden könnte: neben der Reiherbachaue an der Enniskillener Straße, am Holenbruch und am Oerkamp - dort, wo der potenzielle Sennesee entstehen könnte. Im Naturschutzgebiet Reiherbach wäre eine etwa 9,5 Hektar große Abgrabungsfläche betroffen - eine Tatsache, die der Landschaftsbeirat so nicht hinnehmen will.
Vorsitzende Barbara Bayreuther-Finke nannte den Vorschlag, das Feuchtwiesen-Naturschutzgebiet auszubaggern, »Missachtung eines gesellschaftlichen Konsenses«. Das im Landschaftsplan Senne festgesetzte Naturschutzgebiet sei die bedeutendste Biotopverbundachse insbesondere für Arten des Feuchtgrünlandes im Bielefelder Süden und verbinde die entsprechenden Lebensräume des Kreises Gütersloh mit sehr aufwendig hergerichteten und angereicherten Gebieten des Hofes Ramsbrock, der Rieselfelder Windel, der westlichen Sennebachtäler und angrenzenden Schutzgebieten. »Diese Großräumigkeit hat Bedeutung weit über das südliche Bielefeld hinaus für viele bedrohte Arten«, betonte die Beirats-Vorsitzende. Ein tiefer See sei in keiner Weise ein Ersatz, auch wenn er mit vergleichsweise sehr schmalen Uferbereichen als Naturschutzgebiet ausgewiesen würde.
Die Argumente kann Umweltamt-Leiter Wörmann nachvollziehen. »Auch wir sehen Sandabgrabungen in diesem Gebiet kritisch.« Für den 23. November ist ein Termin anberaumt, an dem sich Vertreter der Antrag stellenden Firma und der Behörden austauschen wollen. »Wir müssen abwarten, ob die Antragstellerin danach Abstand von den Plänen nimmt oder ob sie anschließend tatsächlich einen Antrag auf Abgrabung stellt - auch auf die Gefahr hin, dass dieser abgelehnt wird«, erklärte Wörmann. Er rechnet nicht damit, dass sich neben der Firma S & R Bauträger GmbH und dem Papenburger Unternehmen Bunte weitere Interessenten für Sandabgrabungen bei ihm melden werden.
In einer Stellungnahme lehnte auch die Grünen-Ratsfraktion das Vorhaben ab. Der Versuch der Antragstellerin, »die zerstörerische Sandabgrabung durch Herstellung / Umwandlung von anderen Bereichen in andersartige Biotope« zu rechtfertigen, sei Augenwischerei und Tarnung einer »hemmungslosen Naturzerstörung«.

Artikel vom 03.11.2006