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Kampa unterm
Triton-Dach

Investoren legen Kaufangebot vor

Von Bernhard Hertlein
Minden (WB). Deutschlands größter Fertighaus-Hersteller, die Mindener Kampa AG, wechselt unter ein neues Dach. 106 Jahre nach der Gründung der ursprünglichen Tischlerei hat der Enkel Wilfried Kampa seine Anteile am Unternehmen an den europäischen Finanzinvestor Triton verkauft.

Wilfried Kampa, ohne Nachfolger aus der Familie, besaß zum Schluss noch 55,3 Prozent der Aktien. Gestern erklärte er: »Mit dieser Transaktion wird mein schon seit längerem geplanter Rückzug aus dem Unternehmen auf verantwortliche und für alle sinnvolle Weise vollzogen.«
Finanziert wird die Übernahme mit Geldern aus dem gerade geschlossenen Fonds Triton II. Die Investmentgesellschaft, die mit dem 1999 übernommenen baden-württembergischen Fensterbauer Weru bereits Erfahrungen im Bausektor gesammelt hat, unterbreitet über ihre Tochtergesellschaft Blitz F05-417 allen außenstehenden Aktionären ein Übernahmeangebot zu sieben Euro je Aktie. Dies liegt 5,7 Prozent über dem aktuellen Aktienkurs und 17,4 Prozent über dem ungewichteten Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate. Da der Kauf der Kampa-Aktien noch unter dem Vorbehalt kartellrechtlicher Zustimmung steht, ist das Kaufangebot freiwillig. Eine vollständige Übernahme und damit ein Herunternehmen vom Kurszettel sind nach Angaben von Triton-Sprecher Georg Jakobs (Frankfurt) für die Strategie der Investmentgesellschaft »nicht zwingend erforderlich«.
Außer an Weru ist Triton in Deutschland unter anderem an dem früher zur Lübbecker Hucke AG gehörenden Bekleidungshersteller Basler, an der ehemaligen Siemens-Tochter Dematic und am Industrie-Dienstleister Lehnkering beteiligt. Wer hinter dem unabhängigen, aber öffentlichkeitsscheuen Private-Equity-Investor steckt, verbirgt Triton; der künftige Kampa-Eigner verfügt noch nicht einmal über eine Adresse im Internet.
Dagegen legte der neue Mehrheitseigentümer gestern offen, dass er sowohl am Führungspersonal als auch an der Strategie von Kampa festhalten wolle. Die bereits eingeleiteten Maßnahmen, die zu einer nachhaltigen Stärkung der Ertragskraft führen sollen, würden fortgeführt. Ein größerer Personalabbau sei jedoch nicht geplant, versicherte Kampa-Vorstandsmitglied Dr. Andreas Konietzko gestern im Gespräch mit dieser Zeitung. Angestrebt werde in der AG eine Eigenkapitalrendite von zehn bis zwölf Prozent. Abgesehen vom ersten Halbjahr, als nicht zuletzt witterungsbedingt rote Zahlen erwirtschaftet wurden, liege sie derzeit bei zwei bis drei Prozent.
Trotz der unsicheren Marktlage sieht Triton für die Mindener Unternehmensgruppe gute Wachstumschancen. Das Geschäft soll sowohl durch organisches Wachstum als auch durch Zukäufe im In- und Ausland ausgebaut werden.
Der Marktanteil der Fertigbauten steigt nach Angaben von Dirk-Uwe Klaas, dem Geschäftsführer des Bundesverbandes der Fertigbau-Branche, kontinuierlich. Der Anteil an den Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser lag Ende 2004 noch bei 13,0 Prozent und erreicht heute 14,1 Prozent.

Artikel vom 03.11.2006