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Untreuen Mann mit Schlafpillen
matt gesetzt?

Polizisten ermitteln gegen Ehefrau

Von Christian Althoff
Bielefeld (WB). In Bielefeld soll eine Ehefrau ihren Mann mit einer Überdosis Schlaftabletten außer Gefecht gesetzt haben, damit er seine Geliebte nicht besuchen konnte. Der Mann überlebte, Kripo und Staatsanwaltschaft ermitteln jetzt wegen gefährlicher Körperverletzung.

Den Tipp hatte die Bielefelder Polizei von besorgten Ärzten des Städtischen Krankenhauses bekommen. Dort hatte sich Schlosser Klaus B. (43) im September in der Notaufnahme gemeldet und angegeben, ihm sei schummrig zumute, und seine Bewegungen würden immer langsamer. Bei einer Blutuntersuchung stellten die Ärzte eine extrem hohe Dosis des Schlafmittel-Wirkstoffes Oxacepam fest. Klaus B. kam auf die Intensivstation. Dort erlitt er Stunden später einen Atemstillstand, konnte aber gerettet werden. Inzwischen geht es ihm wieder gut, Folgeschäden hat der Handwerker nicht erlitten. Die Ermittlungen ergaben, dass Silvia B. (39) sich und ihrem Mann am fraglichen Abend einen Kaffee gekocht hatte. Im Kaffee des Ehemannes waren zahlreiche Tabletten Oxacepam aufgelöst worden - offenbar ohne Veränderung des Geschmacks. Als Klaus B. eine halbe Stunde später merkte, dass er körperlich immer mehr abbaute, meinte seine Frau, sie habe wohl »aus Versehen die Tassen vertauscht« und riet ihrem Mann, sich hinzulegen. Der ließ sich jedoch lieber von seinem Sohn ins Krankenhaus fahren.
Die Kripo fand heraus, dass Silvia B. das Schlaf- und Beruhigungsmittel von ihrem Arzt verschrieben bekommen hatte und die Tabletten gewöhnlich mit Kaffee zu sich nahm. Die Darstellung von den vertauschten Tassen glaubten ihr die Beamten allerdings nicht, denn die Dosis war beinahe tödlich gewesen. »Eine Tötungsabsicht der Ehefrau hat jedoch nach unserer Auffassung nicht vorgelegen. Wir gehen vielmehr davon aus, dass die Frau ihren Mann nur außer Gefecht setzen wollte, weil er an jenem Abend wohl zu seiner Freundin fahren wollte«, sagte gestern Polizeisprecher Michael Waldhecker.
Die beschuldigte Ehefrau hat bei der Polizei bisher die Aussage verweigert. Ihr Ehemann gab an, er könne sich nicht vorstellen, dass seine Frau ihm absichtlich das Oxacepam verabreicht habe. Er habe zwar »eine Bekannte«, wolle sich aber nicht von seiner Frau trennen. Rechtsanwalt Dr. Detlev Binder, der Silvia B. vertritt: »Es war tatsächlich eine Verwechslung der Tassen. Meine Mandantin hat sich fürchterlich erschrocken, als sie erfahren hat, dass ihr Mann beinahe gestorben wäre.«

Artikel vom 03.11.2006