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»Reanimation«
scheitert: Halle
gammelt weiter

Stadt lehnt einen Investor-Antrag ab

Von Markus Poch (Text und Foto)
Quelle (WB). Die Zukunft der Tennishalle am Queller Campingplatz bleibt ungewiss. Nach Einschätzung des Gewerbemaklers Karl-Otto Cord ist die Sportanlage zum Vergammeln verdammt. Seit dem Herbst 2005, als die Volksbank Gütersloh neuer Eigentümer des seit viereinhalb Jahren leer stehenden Objektes wurde, versucht Cord, Investoren dafür zu begeistern. Davon gab es reichlich.

Vier Dutzend Interessenten bekamen jedoch nicht die Chance, ihre Ideen in der Tennishalle zu verwirklichen, denn die Stadt sei, so betont der Makler, sehr wenig kooperativ. Gerade erst schmetterte das Bauamt wieder einen Antrag auf Nutzungsänderung ab.
Ein Unternehmer aus der Region wollte hier eine Kinderspielhalle eröffnen, von denen er bereits mehrere betreibt. Jungen und Mädchen bis 14 Jahre sollten darin die Gelegenheit bekommen, sich täglich bis in die frühen Abendstunden auf Rutschen, Hüpfburgen und bei den unterschiedlichsten Aktivspielen auszutoben, während ihre Eltern sich in der integrierten Cafeteria entspannen oder sonstwo unterwegs sind. »Solche so genannten Indoor-Spielplätze werden in vielen Städten mit Erfolg betrieben, zum Beispiel der ÝEuro-EddyÜ in Bielefeld/Apfelstraße, das ÝLippi-LandÜ in Lemgo oder ÝTeddys KinderspieleweltÜ in Detmold«, erklärt Karl-Otto Cord. »Die Eltern packen ihre erschöpften Kinder danach nur noch ins Auto und dann geht's sofort ab ins Bett. Das ist eine tolle Sache für die ganze Familie.«
Sein Investor habe sich dazu bereit erklärt, zusätzlich zum Kaufpreis und den Anschaffungskosten für Spielgeräte in Höhe von 150 000 Euro auch sämtliche Sanierungsmaßnahmen in der vormaligen Tennishalle zu tragen. Allein die Erneuerung der Dachkonstruktion belaufe sich laut Kostenvoranschlag auf 120 000 Euro. Der Investor sei auch insofern kompromissbereit gewesen, als er einer Doppelnutzung zugestimmt hätte. »Im hinteren Teil der Halle hätte man einen Tennisplatz erhalten können«, betont Cord. »Das hätte besonders den benachbarten Tennisverein Blau-Weiß interessiert, deren Mitglieder allein die komplette Halle nicht finanzieren können, aber im Winter gerne mal überdacht spielen.«
Auch bei Grundstückseigentümer und Campingplatzbetreiber Rolf Meyer zu Bentrup hätte eine Kinderspielhalle in der Nachbarschaft Begeisterung ausgelöst: »Das wäre die perfekte Lösung für alle Beteiligten gewesen«, sagt er. Seine Camperfamilien hätten das neue Angebot nutzen/auslasten können. Mit Parkplätzen hätte man sich gegenseitig ausgeholfen und mit der Gastronomie sowieso.
Doch alle Zukunftsvisionen verpuffen im Nichts, wenn die Stadt mit einem deutlichen »nein« antwortet. In diesem Fall tut sie das in Form einer sachlichen Antragsablehnung, die dem WESTFALEN-BLATT vorliegt. Darin heißt es unter anderem wörtlich:
l Das Vorhaben wiederspricht den Darstellungen des wirksamen Flächennutzungsplanes der Stadt Bielefeld in der Weise, als der Flächennutzungsplan dieses Gebiet als forstwirtschaftliche Fläche darstellt.
l Des Weiteren lässt die Ausführung des Vorhabens schädliche Umwelteinwirkungen befürchten.
l Zusätzlich sind Beeinträchtigungen der Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu befürchten.
l Unwirtschaftliche Aufwendungen für die Infrastruktur wären eine weitere Folge einer etwaigen Genehmigung.
l Das Flurstück besitzt keine öffentlichen Schmutz- und Regenwasseranschlüsse. Das Grundstück ist daher entwässerungstechnisch nicht erschlossen.
Karl-Otto Cord nennt diese Art der Argurmentation generell ablehnend und destruktiv. Ihm klappt dabei, nach allem Aufwand, den er zur Wiederbelebung des Gewerbes betrieben hat, das Messer in der Hosentasche auf: »Ich war jetzt x-mal mit Investoren, sogar schon mit Lieferanten an der Halle. Es geht doch einzig darum, dem verrottenden Objekt eine neue, wirtschaftliche Nutzung zuzuführen. Alle sind dazu bereit. Doch die Stadt will hier scheinbar am liebsten Bäume pflanzen«, ereifert sich Cord. »Ich glaube, die Herren im Bauamt hatten als Kinder Spielplatzverbot.«
Nach seinen Einschätzungen könnte es jetzt zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen der Volksbank Gütersloh und der Stadt Bielefeld kommen: »Das Ganze grenzt ja fast an eine moderne Art der Enteignung.«

Artikel vom 04.11.2006