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Sternstunde gegen China

Volleyball-Weltmeisterschaft: Deutsche Frauen stoppen Olympiasieger

Sapporo (dpa). Deutschlands Volleyballerinnen haben bei der Weltmeisterschaft in Japan eine Sternstunde erlebt. Zum Abschluss der Vorrundenspiele gelang gestern in Sapporo mit einem umjubelten 3:1 (20:25, 25:18, 25:21, 25:23)-Sieg über Olympiasieger China ein sensationeller Coup.
Damit schaffte die Mannschaft von Bundestrainer Giovanni Guidetti vorher kaum erwartete vier Erfolge bei nur einer Niederlage gegen Russland (1:3) und nimmt zwei Siege mit in die Zwischenrunde. »Ein Platz unter den besten acht Teams ist möglich, das wäre ein großes Resultat«, sagte der Bundestrainer. Diese ausgezeichnete Ausgangsposition könne aber nur genutzt werden, wenn die Mannschaft von Mittwoch an in Osaka auf diesem Level gegen die Niederlande, Puerto Rico, die USA und Brasilien weiter spielt. »Das sind auch starke Teams. Ich vertraue aber meiner Mannschaft, die mich mit ihrem Geist und Kampfgeist immer wieder überrascht«, sagte Guidetti.
Schon die Russland-Partie war für ihn ein großes Spiel, beim 3:0-Sieg über Aserbaidschan bescheinigte er seinem Team perfekten Volleyball. »Der Sieg über den Olympiasieger ist ein Traum und der größte Sieg meines Lebens«, meinte der Trainer begeistert.
Gegen die Chinesinnen hatte sich Guidetti eine größere Chance ausgerechnet als gegen Russland. »China ist bei dieser WM etwas zerbrechlich und anfällig«, war sein Fazit nach dem 1:3 der Asiatinnen gegen Russland. Da hatte die deutsche Mannschaft gegen Russland stärker dagegen gehalten. Sie wurde gegen China mit zunehmender Spieldauer auch immer dominanter. Auch wenn es beim Verlust des ersten Satzes nach einer 14:11-Führung noch Annahmeprobleme und mehrfach Blocks gegen Angelina Grün gab.
»Die waren gut auf mich eingestellt, ehe es dann besser lief. Der Schlüssel für unseren Erfolg ist, dass dafür andere die Punkte gemacht haben«, erklärte die Mannschaftsführerin. Im dritten und vierten Satz war sie dann aber wieder die Alte und brachte es noch auf 25 Zähler. Neben ihr punkteten auch Cornelia Dumler (15), Christiane Fürst (12), Corina Schuschke (11) und Birgit Thumm (10) zweistellig.
Zuvor gegen Aserbaidschan ragte neben Grün (22) Dumler (16) heraus, die für die verletzte Atika Bouagaa (Fußprobleme) in die Startformation aufrückte und nach schwachem Spiel gegen Mexiko eine starke Angreiferin war. Schon da sparte Guidetti nicht mit Lob: »Nach der Niederlage gegen Russland sagte ich, dass ich sehr stolz bin auf meine Mannschaft. Nun hat man gesehen warum: Immer, wenn sie unter Druck stehen, spielen sie ihr bestes Volleyball. Es ist ein tolles Team.«
Taiwan, Russland, Brasilien und Serbien-Montenegro schlossen die Vorrundenspiele ohne Punktverlust ab. Diese vier Mannschaften haben damit auch die beste Ausgangsposition, das Halbfinale zu erreichen, wozu Rang zwei in der zweiten Runde notwendig ist. China, der Olympia-Dritte Kuba und der zweimalige Europameister Polen nehmen zwei Niederlagen mit und dürften bereits aus dem Medaillenrennen sein.

Artikel vom 06.11.2006