03.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Justin qualvoll zu Tode gepeinigt

Richter attestiert Haupttäter »Gefühllosigkeit« gegenüber dem Kind


Kaiserslautern (dpa). Zehn Monate nach dem qualvollen Tod des misshandelten kleinen Justin hat das Landgericht Kaiserslautern die Mutter des Kindes und ihren Lebensgefährten im so genannten Rotkohl-Prozess zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Der 24 Jahre alte Freund der Mutter muss neun Jahre ins Gefängnis. Das Gericht sah es gestern als erwiesen an, dass er den 17 Monate alten Jungen am ersten Weihnachtsfeiertag 2005 kopfüber packte und so heftig schüttelte, dass das Kind schwere Hirnverletzungen erlitt. Als Justins Mutter den Jungen später fütterte, habe als Folge der Misshandlung Justins Schluckreflex ausgesetzt, sagte der Richter. Rotkohl geriet in Justins Atemwege, wenige Tag später starb der Junge im Krankenhaus.
Der wegen Gewalttaten vorbestrafte 24-Jährige nahm das Urteil ohne sichtliche Regung hin. Der Vorsitzende Richter attestierte ihm »Gefühllosigkeit« in Bezug auf den Jungen. Er habe ihn wenige Tage zuvor bereits mit dem Gesäß in heißes Wasser gesetzt. Das Gericht erkannte bei ihm auf Körperverletzung mit Todesfolge und Misshandlung Schutzbefohlener. Justins 24 Jahre alte Mutter muss vier Jahre ins Gefängnis, wegen fahrlässiger Tötung und Misshandlung Schutzbefohlener, jeweils durch Unterlassen. Sie habe ihren Sohn nicht vor ihrem Lebensgefährten geschützt, hielt ihr der Richter vor. Die Gefühllosigkeit des Haupttäters sah das Gericht auch durch dessen Verhalten in Justins letzten Stunden bestätigt. Zu Justins Vater habe der 24-Jährige gesagt, er könne froh sein: Jetzt müsse er keinen Unterhalt mehr für Justin zahlen.

Artikel vom 03.11.2006