03.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Orkantief hat Schnee im Gepäck

Nordseewellen bis zu 17 Meter hoch - es bleibt unbeständig und kühl

Düsseldorf/Hamburg (dpa). Rekordwellen in der Nordsee, schweres Hochwasser an der Ostsee, erster Schnee und glatte Straßen - nach dem goldenen Oktober mit zum Teil noch sommerlichen Temperaturen hat der November vom ersten Tag an mit stürmischem Wetter und Schnee den Blick auf die kalte Jahreszeit gelenkt.

Über Nacht war es Winter geworden in Teilen Deutschlands. Zwischen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen über Sachsen-Anhalt bis nach Sachsen, Thüringen und Bayern kam es von Mittwoch auf Donnerstag zu Verkehrsbehinderungen.
In Münster starb der Fahrer eines Kleintransporters, als er mit seinem Fahrzeug wegen überfrierender Nässe nahe einer Kanalbrücke von der Fahrbahn kippte und eine fünf Meter hohe Böschung hinabrutschte. Im Sauer- und Siegerland gab es mehrere Blechschäden.
Sturmtief »Britta«, das am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag über Norddeutschland tobte, hat Rekordwellen in der Nordsee aufgetürmt. Experten des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hatten 40 Kilometer nördlich der ostfriesischen Insel Borkum Wellen mit einer durchschnittlichen Höhe von zehn Metern gemessen, einzelne Wellen erreichten sogar bis zu 17 Meter. »Das ist der höchste Seegang, den das BSH in seiner Geschichte bisher beobachtet hat«, sagte gestern eine Sprecherin. Das Bundesamt registriert die Wellenhöhen seit 1981.
In Hamburg wurden Teile des Hafens und ufernahe Straßen überschwemmt. Das Orkantief sorgte in der Nacht zum Donnerstag für ein schweres Hochwasser an der Ostseeküste. »Wir hatten eine Hochwasserwarnung. Aber dass es 1,90 Meter über Normal wurden, hat uns überrascht«, sagte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei in Heiligenhafen in Schleswig-Holstein. In der Kleinstadt gab es erhebliche Überschwemmungen. In tiefer gelegenen Teilen des 9000-Einwohner-Ortes fiel der Strom aus. Auch Kiel, Flensburg und Lübeck-Travemünde waren vom Ostsee-Hochwasser betroffen. Ufernahe Straßen entlang der Ostsee mussten gesperrt werden.
Bei neuen Überschwemmungen im Südosten der Türkei sind gestern mindestens zwölf Menschen ums Leben gekommen. Der Dauerregen hat innerhalb von zwei Tagen damit mindestens 33 Menschen das Leben gekostet.
Nach heftigen Regengüssen fiel im Norden der spanischen Ferieninsel Teneriffa der Strom aus. Im Süden standen am Mittwochabend Straßen und Geschäfte unter Wasser, da die Kanalisation die Wassermassen nicht aufnehmen konnte.
In Österreich schneite es in der Nacht zum Donnerstag bis in die Täler. In Oberösterreich kam es am Morgen durch Glatteis zum Verkehrschaos und selbst in Wien fielen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt Schneeschauer. Auf den Bergen im Bundesland Salzburg und Tirol fielen über Nacht bis zu 40 Zentimeter Neuschnee. Selbst in den Tälern lagen am Morgen bis zu zehn Zentimeter der weißen Pracht. In der Obersteiermark hielten die Schneefälle gestern an.
Nach dem heftigen Herbststurm bestimmt ein Mix aus Sonne, Wolken, Schauern und etwas Schnee bis zum Sonntag das Wetter in Deutschland. Hoch »Stefan« bleibt mit seinem Schwerpunkt über Westeuropa.
Im Südwesten Deutschlands kann es sich aber nur zögernd durchsetzen. Auf der Rückseite des nach Russland abgezogenen Tiefs »Britta« bilden sich über der Ostsee neue Tiefs, am Wochenende wird es damit unbeständig. Die Schneefallgrenze steigt wieder auf 700 Meter.

Artikel vom 03.11.2006