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In Wild-West-Manier

Auf Barcelona und Chelsea kommt ein Nachspiel zu

Barcelona (dpa). 43 Fouls, zehn Gelbe Karten und ein Ausgleich in der dritten Minute der Nachspielzeit: Das Gipfeltreffen in der Champions League zwischen dem FC Barcelona und FC Chelsea bot keinen fußballerischen Leckerbissen, dafür aber Stoff für Schlagzeilen.
»Es herrschten Anarchie und Wild-West-Manieren«, schrieb der »Daily Telegraph« nach dem 2:2 (1:0) im erneut dramatischen Duell der Giganten-Clubs. Die Partie wird zudem ein juristisches Nachspiel bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA) haben. Der englische Meister wird bestraft, weil sechs Chelsea-Spieler eine gelbe Karte erhalten haben. Auch Barcelona droht Ärger, da spanische Fans nach dem Schlusspfiff Flaschen auf das Spielfeld warfen.
Die Reaktionen der beiden Trainer hätten nach dem brisanten Finale in dem mit 98 772 Zuschauern ausverkauften Hexenkessel von Barcelona nicht unterschiedlicher ausfallen können. Während Chelseas Coach José Mourinho nach dem späten Ausgleich durch Didier Drogba auf Knien jubelte, ging Kollege Frank Rijkaard auf den italienischen Schiedsrichter Stefano Farina los. »Ich habe ihm für sein Mitwirken gedankt«, sagte der Niederländer sarkastisch. Rij-kaard beklagte die harte Gangart des englischen Meisters.
Davon wollte Mourinho nichts wissen. »Wir hatten diesen Punkt und vielleicht sogar noch mehr verdient«, erklärte der Portugiese, der den Unparteiischen ausnahmsweise einmal in Schutz nahm. »Ich denke, es ist nicht einfach für ihn, wenn sich die Spieler jede Minute fallen lassen«, sagte Mourinho mit Blick auf das Team des spanischen Meisters. Auch das Verhalten der beiden Trainer wird die UEFA untersuchen. Die Jubelszene von Mourinho könnte als unsportliches Verhalten gewertet werden.
Nur hin und wieder blitzte das Können der Stars auf. So bereitete Ronaldinho die 2:1-Führung durch Eidur Gudjohnsen mit einem spektakulären Außenrist-Pass vor. Noch brillanter war das 1:1 von Chelseas Kapitän Frank Lampard, der mit einem Heber fast von der Torauslinie traf. »Das Tor geht in die Geschichte ein«, schrieb die spanische Sportzeitung »Marca«.
Durch das Unentschieden hat Chelsea weiterhin die besten Aussichten auf das Achtelfinale. Der FC Barcelona fiel in der Gruppe A dagegen hinter Werder Bremen auf Rang drei zurück. »Wir haben keine andere Wahl. Wir müssen die anderen beiden Teams nun schlagen«, sagte Rijkaard vor den Spielen in Sofia und am 5. Dezember zuhause gegen Werder.

Artikel vom 03.11.2006