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Ein trauriger Trainer
Hart
am
Ball

Von Friedrich-Wilhelm Kröger

Dies war der traurigste Dackelblick eines Trainers seit einiger Zeit. Thomas Doll für einen langen, quälenden Moment in Großaufnahme: Die Anteilnahme gilt dem Hamburger Fußball-Lehrer, der auszog, um mit seiner Mannschaft Europa zu erobern, nun aber feststellen musste, dass Champions aus einem anderen Kaliber sind.
Der Abschied vollzog sich schmerzlich. Er brachte die Erkenntnis, dass diese Hamburger sich in falscher Umgebung aufhalten. Sie sind den hohen Anforderungen an den Fußball-Adel einfach nicht gewachsen.
Das passiert allerdings auch den Besten, dazu noch auf eine ungleich beschämendere Art. Der FC Barcelona und der FC Chelsea London testeten erst den Langmut des italienischen Schiedsrichters, und als Signore Farina sie dann anfänglich gewähren ließ, war es um dieses Spiel (Spiel?) geschehen. Ein Fußball-Fest hätte es werden können. Feste druff wurde dann zum absurden Motto des attackenreichen Abends. Nur die beiderseits wunderbaren Tore entschädigten für offenkundige Tritte, versteckte Fiesheiten und nerviges Dauer-Gemotze.
Das Verhalten der Trainer deutete dabei an, sie zumindest für dringend verdächtig zu halten, dieses Duell schon vorher aufs Extremste angeheizt zu haben. Während Chelsea-Coach Jose Mourinho nach dem Ausgleich wie in einem schlechten Theater Fäuste ballend auf die Knie fiel, rannte sein Barcelona-Kollege Frank Rijkaard nach Abpfiff wutschnaubend auf den Platz, um Farina sofort einen subjektiven Schnellkurs für Spielleitung zu verpassen. Den wüsten Kloppertreff verloren hatte am Ende niemand, die Fassung fast jeder.
Abseits dieses kriegerischen Aktes erledigte Gruppenrivale Bremen seinen Job vollkommen ungerührt. Die Bayern entdeckten die Vorzüge einer Nullnummer. Nur der HSV blieb auf der Strecke. Alles nicht so Doll in der Champions League, die für seine Elf nur ein Trauerspiel war.

Artikel vom 03.11.2006