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In der 10. Runde des WM-Kampfes in Elista, Kalmyckien, hatte Wladimir Kramnik nur noch drei Partien vor sich, in denen er seinen Rückstand von 4:5 auf Wesselin Topalov ausgleichen konnte. Und der Russe hatte seinen Durchhänger mit den Nullen in den Runden 8 und 9 überwunden und spielte gut. Diesmal war es der Bulgare, der schwächelte und ein paar derbe Nieten unter seine Züge mischte.


Katalanisch

Weiß: Kramnik
Schwarz: Topalov

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 d5 4.g3 Lb4 5.Ld2 Le7 6.Lg2 0-0 7.0-0 c6 8.Lf4 Sbd7 9.Dc2 a5 10.Td1 Sh5 11.Lc1 Wohin sonst? 11.Le3 Shf6 12.Sc3 Sg4 oder 11.Ld2 Shf6 12.b3 b6 sind unattraktive Fortsetzungen. Dann lieber ganz zurück. 11...b5 Optimistisch, aber auch gut? Jedenfalls gibt er dem Weißen die Gelegenheit zum Vorstoß im Zentrum. Erwarten durfte man 11...Shf6 12.Sbd2 nebst ev. e2-e4. 12.cd5 cd5 13.e4 de4 14.De4 Tb8 15.De2 Shf6 Ungenau ist das wünschenswerte 15...Lb7 wegen 16.Se5 Shf6 (16...Lg2 17.Kg2 Shf6 18.Sc6 geht gar nicht) 17.Lb7 Tb7 18.Sc6 mit Bauerngewinn. 16.Lf4 Tb6 17.Se5 Sd5 18.Ld5! Den Fianchettoläufer wegzugeben, zeugt von weltmeisterlichem Schachverständnis. Sonst käme allerdings auch 18...S7f6 mit Konsolidierung. 18...ed5 19.Sc3 Sf6 20.Sb5 La6 21.a4 Se4 22.Tdc1 De8 23.Tc7 Ld8 24.Ta7 24.Td7 kommt noch eher in Betracht, z.B. 24...Te6 25.Dc2 Te5 26.Td8 Dd8 27.Le5, nicht aber 24...f6 25.Dg4 g6 26.Dh3 h5 27.Td8 Dd8 28.Sg6. Leider kommt dem FIDE-Weltmeister der schwächende Bauernzug auch jetzt in den Sinn, und es ist ein richtiger Bock. 24...f6? Richtig ist natürlich 24...Lb5 25.ab5 Db5 26.Db5 Tb5 27.Ta2 mit leichter Intiative für Weiß; auch 27.Sd7 Te8 28.Ta8 Tb2 29.Te1 lässt dem Weißen ein wenig mehr Spaß an der Partie, ohne viel zu versprechen. Kramnik holt jetzt den zweiten Bauern ab. 25.Sd7 Tf7 26.Sb6 Ta7 27.Sd5 Unter Brüdern, vor allem in dieser schachlichen Gewichtsklasse, ist die Partie vorbei. Topalov versucht noch zu fudeln. 27...Td7 28.Sdc3 Td4 Es ist nicht sein Tag, denn nun kann sogar 29.f3 kommen, und Weiß gewinnt eine Figur: 29...Lb5 (29...Lb6 30.Kg2) 30.Sb5 Tb4 31.Te1 f5 32.fe4 Te4 33.Dc4. Etwas besser ist 28...Te7 29.Dc4 Kh8. 29.Te1 Kramnik gewährt ihm noch eine Galgenfrist. 29...f5 30.Dc2 Wieder überzeugt 30.f3 durchaus: 30...Lb6 31.Kg2 Ta4 32.fe4 Tb4 33.Sd6. 30...Tb4 31.Sd5 (31.f3!). 31...Tb5 So gut und schlecht wie alles andere. 32.ab5 Db5 33.Sc7 Dc4 34.Dd1 34.Dc4 Lc4 35.Ta1 Lf6 36.Ta5 Lb2 37.Tf5 ist einfach und gut. 34...Lc7 35.Dd7 Droht Zwischenmatt. 35...h6 36.Dc7 Db4 37.Db8 Db8 38.Lb8 Sd2 39.Ta1 g5 40.f4 Sb3 41.Ta3 Lc4 42.Lc7 g4 43.La5. - Schwarz gab auf. 6:6, Ausgleich! Nach zwei Remisen mussten beide in den Stichkampf mit vier Schnellpartien, die Wladimir Kramnik mit 2,5 - 1,5 für sich entschied. Damit war er verdient der neue und einzige Schachweltmeister.





G. Golin, DSZ 1977Matt in zwei Zügen




Lösung der Schachaufgabe von Sam Loyd:

Ein Indisches Problem des großen Problemmeisters; er nannte es sein bestes. 1.Td8! bietet die Alternativen 1ÉKd2 2.Lh3 Kc3 (2ÉKe2 3.Lg4 Kf2 4.Tf8 matt) 3.Td3 Kc4 4.Le6 matt, 1ÉKe1 2.Lb4 d2 (2ÉKf2 3.Tf8 matt) 3.Tf8 e2/Kd1 4.Lh3/Ld3 matt, 1Ée2 2.Lh3 d2 (2ÉKd2 Td3 matt) 3.Ld7 (deshalb muss der Turm im 1. Zug auf die 3. Reihe) nebst 4.Lf5 matt sowie 1Éd2 2.Lh3 Ke2 (2Ée2 3.Ld7, s.o.) 3.Lg4 Kf2 4.Tf8 matt.


Die »Meisterpartie« schreibt der Internationale Fernschachmeister Christoph Pragua.

Artikel vom 11.11.2006