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Behörde schließt
JVA-Krankenstation

Hygienemängel Êim Detmolder Gefängnis?

Von Christian Althoff
Detmold (WB). In der Krankenstation der Justizvollzugsanstalt Detmold sollen Hygienevorschriften so eklatant verletzt worden sein, dass ein Behandlungsraum bereits vor Wochen von den Behörden geschlossen worden ist. Das Landesjustizvollzugsamt bestreitet das.
Die Justizvollzugsanstalt Detmold: Hier sollen angeblich Hygienevorschriften verletzt worden sein. Foto: Althoff

Aus Kreisen der Justizvollzugsverwaltung hieß es, die Bezirksregierung Detmold habe der JVA untersagt, weiterhin bei Gefangenen Zahnbehandlungen durchführen zu lassen. Hintergrund sei eine Kontrolle gewesen, bei der erheblich verschmutzte Untersuchungs- und Behandlungsgeräte festgestellt worden seien.
Eine Sprecherin der Bezirksregierung bestätigte, dass eine Mitarbeiterin des Dezernats »Öffentliche Gesundheit« die Krankenstation vor sieben Wochen routinemäßig überprüft habe. Zu dem Ergebnis wollte die Sprecherin jedoch nichts sagen und verwies ans Landesjustizvollzugsamt. Dessen Sprecher Frank Blumenkamp erklärte, in der JVA Detmold seien keine Instrumente verschmutzt gewesen. »Bei der Kontrolle ist lediglich festgestellt worden, dass der Sterilisator nicht mehr den Anforderungen des geänderten Medizinproduktegesetzes entspricht. Er wird jetzt ausgetauscht - wie ähnliche Geräte in anderen Vollzugsanstalten auch.« Dass derzeit Häftlinge mit Zahnschmerzen nicht in der JVA Detmold behandelt, sondern zu niedergelassenen Zahnärzten ausgeführt werden, begründete Blumenkamp damit, dass das Behandlungszimmer einen neuen Wandputz bekomme.
»Aufgerüstet« wird auch die Jugendstrafanstalt Hövelhof (Kreis Paderborn). Nach der Flucht zweier Häftlinge in der vorvergangenen Woche sollen die Vollzugsbeamten nun mit funkbetriebenen Alarmmeldern ausgestattet werden. Wie berichtet, hatten zwei Gefangene abends einen Beamten in ihre Zelle gelockt, mit einem Brett niedergeschlagen und gewürgt. Sie flohen mit den Schlüsseln ihres schwerverletzten Opfers, das sich erst auf den Flur schleppen musste, wo sich der nächste Alarmknopf befand. Die Häftlinge, die zum dritten Mal geflohen waren, waren nach vier Tagen von der Polizei gefasst worden.
Den Vorfall in Hövelhof will NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) offenbar zum Anlass nehmen, den geplanten Stellenabbau im Justizvollzugsdienst (landesweit 300 Beamte) noch einmal zu überprüfen.
Klaus Jäkel, der Landesvorsitzende des »Bundes der Strafvollzugsbediensteten Deutschlands« (BSBD): »Wir haben der Ministerin erläutert, dass es im Jugendstrafvollzug die größten Chancen gibt, Straftäter noch auf den richtigen Weg zu bringen, und dass deshalb ein Stellenabbau in ausgerechnet diesen Haftanstalten kontraproduktiv ist.« Er habe den Eindruck, sagte Jäkel, bei der Ministerin auf offene Ohren gestoßen zu sein.

Artikel vom 01.11.2006