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Fans bleiben in der Trainerfrage ganz beweglich

Borussia Dortmund: Unruhe hält an

Von Hans Peter Tipp
Dortmund (WB). Nun geht die ganze Diskussion doch wieder von vorne los. Nach einer spielerisch armseligen Vorstellung und dem glücklichen 1:1 (0:0) gegen Arminia Bielefeld wird in Dortmund weiter über die Zukunft von Borussia-Trainer Bert van Marwijk diskutiert.

Nicht alle Fans waren nach Spielschluss der gleichen Meinung wie der beleibte Kuttenträger des Fanclubs »Unbarmherzige Treue«. Mario, auf diesen Vornamen ließen zumindest einige spontane Reaktionen schließen, trug seine Sicht der Dinge vorsichtshalber auf einer Holztafel mit sich herum. Sprechen war nach Spielschluss ohnehin etwas zu schwierig.
»Wir brauchen keine Albaxer Eintagsfliege. Pro van Marwijk«, war dort in Anspielung auf den Heimatort des DSC- Trainers Thomas von Heesen zu lesen -Ê natürlich in schwarzen Lettern auf gelbem Untergrund. Mario trug seinen Beitrag zur aktuellen Diskussion ganz tapfer nach Hause, obwohl er gar nicht wusste, ob er damit im schwarz-gelben Freundeskreis noch mehrheitsfähig war.
Nicht wenige BVB-Anhänger sind den Trainer aus den Niederlanden nämlich so richtig leid. Tausende verließen das Dortmunder Stadion angesichts der dürftigen Darbietung bereits vorzeitig und bekamen die glückliche Elfmeter-Fügung erst gar nicht mit. Andere teilten van Marwijk ihre Meinung mittels eines nicht zu überhörenden Pfeifkonzerts bei der Auswechslung des bis dahin aktivsten BVB-Stürmers, Nelson Valdez, mit. Neue Freunde gewann der smarte Niederländer mit dem vierten Unentschieden im fünften Heimspiel am Samstag jedenfalls nicht hinzu.
Positive Effekte des Krisengesprächs mit BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vor einer Woche und des anschließenden Treueschwurs waren gegen Bielefeld nicht zu sehen. Ein Angriff ohne Durchschlagskraft, ein Mittelfeld ohne Organisation und in der Abwehr ein Martin Amedick, der sich gegen seinen Ex-Verein vor lauter Nervosität gleich eine ganze Reihe fahrlässiger Abspielfehler im Spielaufbau leistete - das sah alles gar nicht gut aus.
Und so fielen sich die BVB-Offiziellen nach dem Punktgewinn auch nicht vor Freude um den Hals. »Die Spieler sind einfach nicht frei. Das ist fußballerisch zu wenig«, merkte Geschäftsführer Watzke nüchtern an. Sportdirektor Michael Zorc befand: »Ich sehe die Mannschaft nicht in der Erfolgsspur. Das kann man nicht schönreden.«
Bert van Marwijk hingegen beklagte sich über die öffentliche Stimmung: »Man lässt uns und mich nicht in Ruhe. Es gibt Leute, die Spaß daran haben.« Seine Hoffnung gilt nun dem nächsten Heimspiel, das bereits morgen Alemannia Aachen nach Dortmund führt.
Auch Borussia-Fan Mario wird dann wieder seine Kutte überstreifen -Êin der Hoffnung auf bessere Tage. Möglicherweise fehlt ja nur ein gemeinsames Erfolgserlebnis, um aus diskutierenden wieder jubelnde Borussia-Fans zu machen.
Wie beweglich BVB-Anhänger sind, bewies das Fan-Superschwergewicht bei der Heimreise und legte auf dem Bahnsteig in Werl einen einwandfreien Spagat hin. Das hatten ihm selbst die anderen Schwarz-Gelben nicht zugetraut. Manchmal wird man als Fan eben doch positiv überrascht - vielleicht sogar schon morgen im Dortmunder Fußballstadion.

Artikel vom 06.11.2006