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Elektronischer Karteikasten für
alle Bielefelder

Rathaus erhält neues Melderegister

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Eine »elektronische Karteikarte« hatte bisher schon alle 328 000 Bielefelder im Rathaus-Computer. Künftig ist es ein ganzer »Karteikasten«. Im Bürgeramt wird am Wochenende das Meldeprogramm umgestellt.

»Drei Tage wird es dauern, bis die 720 000 Datensätze, die wir verwalten, übertragen sind«, sagt Amtsleiter Rüdiger Schmidt. Am Freitag, 3. November, 5 Uhr, geht es los. 72 Stunden später, am Montag, 6. November, 5 Uhr, soll der Prozess abgeschlossen sein. Meldeauskünfte sind am kommenden Freitag nicht möglich. Sämtliche Bürgerberatungen werden an diesem Tag geschlossen sein, weder Pass- oder Personalausweisanträge, An-, Ab- oder Ummeldungen können bearbeitet werden. Ein Notdienst in der Bürgerberatung Neues Rathaus ist allerdings eingerichtet.
Dafür soll es von Montag an mit der neuen, übersichtlicheren Software um so schneller gehen. Der zuständige Sachbearbeiter findet auf seinem PC-Bildschirm alle Personendaten auf einen Blick. Klickt er weitere digitale Karteikartenreiter an, gibt das System Auskunft über Wohnungen, Beziehungen (Familienstand, Kinder), Religionszugehörigkeit, macht Angaben zur Lohnsteuerkarte oder zu den ausgestellten Personalpapieren. Das Programm gibt sogar Auskunft darüber, ob es sich einem Bürger um einen säumigen Unterhaltszahler handelt oder um jemanden, der sich regelmäßig bei der Polizei melden muss und dessen Personalpapiere einbehalten wurden.
Weitere Neuerung: Auch die Passbilder, die die Bürger abgeben, wenn sie einen neuen Ausweis beantragen, werden nach und nach digitalisiert und können samt Unterschrift eingesehen werden. Damit ist es künftig auch in Bielefeld möglich, innerhalb von drei Tagen einen »Express-Pass« auszustellen, der maschinenlesbar und damit auch zur Einreise in die USA genutzt werden kann. Bisher konnten nur »grüne« Ersatzpässe ausgegeben werden. Doch die werden von den Vereinigten Staaten bei der Einreise nicht akzeptiert.
Trotz der Datenvielfalt werde es keinen gläsernen Bürger geben, versichert Amtsleiter Schmidt. Zwar dürfen neben den Mitarbeitern der Bürgerberatungen rund 1100 Beschäftigte der Verwaltung auf die Meldedaten zurückgreifen. Doch erfahren sie jeweils nur, was sie für ihre Tätigkeit benötigen. »Einen Mitarbeiter in der Kraftfahrzeugzulassungsstelle geht es nichts an, welcher Religion ein Autobesitzer angehört, der sein Fahrzeug anmelden will«, sagt Schmidt.
Das neue Programm entstand in Zusammenarbeit mit den Städten Leverkusen und Wolfsburg. Es soll helfen, die Datenflut zu kanalisieren. Denn nicht nur die Angaben der »aktuellen« Bielefelderinnen und Bielefelder werden gespeichert, sondern auch Zuzüge und Abgänge der vergangenen Jahre. Das Datenarchiv reicht zurück bis 1973. So kommt die hohe Zahl von 720 000 Datensätzen zustande.

Artikel vom 01.11.2006