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In Bonn wird auch etwas getürkt

Haus der Geschichte zeigt Ausstellung zur Geschichte des Schachs

Schachgroßmeister Viktor Kortschnoi am Schachbrett Bobby Fischers und Boris Spasskis (1972).Foto: dpa

Bonn (dpa). Es dreht sich alles um Schach, und doch geht es um Politik und Gesellschaft: Bis zum 11. Februar zeigt das Haus der Geschichte in Bonn die Foyerausstellung »Zug um Zug. Schach - Gesellschaft - Politik«. Mit etwa 400 Exponaten wird die enge Verknüpfung zwischen dem »Königlichen Spiel« und der Politik dokumentiert. Schon zu seinen Anfängen im 7. Jahrhundert diente das Schachspiel als reale Schule für militärisches und strategisches Denken. 1972 wird es zum Match im Kampf der Systeme, als in Reykjavik der amerikanische Großmeister Bobby Fischer auf den amtierenden sowjetischen Weltmeister Boris Spasski trifft.
Der Originaltisch dieses Spiels mit Stühlen und Partieformularen ist von den Ausstellungsmachern nach Bonn geholt worden. Eine besondere Bedeutung erlangte Schach während des Zweiten Weltkrieges. Für viele Soldaten wird es Teil der Überlebensstrategie in Krieg und Gefangenschaft. Verfolgten der Nationalsozialisten dient das Spiel in Gefängnissen und Konzentrationslagern als Mittel geistiger Selbstbehauptung gegenüber Erniedrigungen und brutalen Schikanen. All dies wird dokumentiert anhand von Spielbrettern und -Figuren, die Häftlinge mit den wenigen zur Verfügung stehenden Mitteln angefertigt haben. Schachcomputer und damit der Kampf Mensch gegen Maschine bilden den Abschluss des Rundgangs. Am Beginn wird »getürkt«, mit dem »Schachtürken«. Das Geheimnis: Früher saß ein kleinwüchsiger Mensch im Schrank und zog die Fäden.
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Artikel vom 01.11.2006