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Treueschwur und Trainerwitz

Duell in der Arena: Schalke hat hier gegen die Bayern noch nie verloren

Von Klaus Lükewille
Gelsenkirchen (WB). Die Bayern kommen! Bisher waren sie in der Arena sehr gern gesehene Gäste - denn der Rekord-Meister hat das neue Gelsenkirchener Stadion noch nie als Sieger verlassen.

Doch vor dem Schlagerspiel an diesem Sonntag herrscht im Lager des FC Schalke 04 keine Vorfreude. Sollte die Erfolgsserie gegen die Münchener zu Ende gehen, verschärft sich die königsblaue Krise. »Wir müssen dieses Spiel unbedingt gewinnen«, fordert Mirko Slomka. Der Trainer steht schon seit Wochen in der Kritik.
Daran ändert auch der Treueschwur des Aufsichtsrats-Vorsitzenden Clemens Tönnies wenig. Hier arbeitet ein Fußball-Lehrer nur noch auf Bewährung. Das frühe Aus im UEFA-Pokal gegen Nancy, das Scheitern im DFB-Pokal beim 1. FC Köln - zwei Ergebnisse und Ereignisse, die wie Volltreffer wirkten.
Schwer angeschlagen taumelten sie zuletzt auch durch die Bundesliga. Beim 0:3 in Stuttgart war der FC Schalke 04 nur ein besserer »Sparringspartner«. Jetzt will die immer noch leicht benommene Mannschaft ohne ihren verletzten Regisseur Lincoln ausgerechnet gegen den FC Bayern wieder aufstehen und dreifach punkten. In der Tabelle rangieren sie vor dem Duell auf gleicher Höhe. Beide Mannschaften haben 16 Zähler auf dem Konto.
Der Zweite kommt zum Dritten, nur die Tordifferenz trennt Bayern und Schalke. Aber genau hier liegt auch ein besonderes Problem der Königsblauen. Sie machen einfach zu wenig Treffer. 11:11 lautet die Bilanz nach neun Auftritten. Und ein Stürmer musste sich zuletzt besonders harte Worte anhören. »Kevin Kuranyi bringt zu wenig, er kann viel mehr«, schimpfte Manager Andreas Müller.
In Stuttgart saß der vor der WM ausgebootete Nationalspieler auf der Bank. Seine Kollegen trafen aber auch nicht, damit steigen wieder Kuranyis Einsatzchancen vor dem Schlager gegen den FC Bayern.
Fünf Siege, zuletzt ein 1:1. Das ist die Arena-Bilanz der München-Gastspiele seit 2001. »Das muss sich ändern. Und das wird sich ändern«, glaubt Felix Magath, der ja nach dem 1:2 in Bielefeld, dem 0:1 in Wolfsburg und dem 1:3 in Bremen Auswärtsniederlagen ab sofort »streng verboten« hat. Jetzt schickte der Trainer noch einen flotten Spruch hinterher: »Ich habe mit Einstein telefoniert. Nach der Wahrscheinlichkeits-Rechnung sind wir diesmal mit einem Sieg in Gelsenkirchen dran.«
Ganz laut gelacht haben sie in Bayern über diesen Witz nicht. Mag es beim FC Schalke 04 derzeit auch schlecht aussehen, so richtig gut geht es dem Meister ebenfalls nicht. Die drei letzten Hausaufgaben wurden zwar ohne Gegentor gelöst, haben aber keine neuen Erkenntnisse gebracht. 1:0 im Pokal gegen Kaiserslautern, 2:0 in der Liga gegen Frankfurt, mit dem 0:0 gegen Lissabon vorzeitig das Achtelfinale der Champions League erreicht - doch wo dieser FC Bayern im Herbst 2006 wirklich steht, weiß in München keiner.
Am Sonntag in jedem Fall auf dem Arena-Rasen. Hier verlangt die Nummer 1 eine defensivere Ausrichtung. Oliver Kahn ist kein Freund der Drei-Spitzen-Taktik. Und an die Spitze kann der Sieger von Gelsenkirchen sowieso nicht stürmen. Ganz oben bleibt Werder Bremen - auch bei einer Heimniederlage gegen Cottbus.

Artikel vom 04.11.2006