18.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

In der Schlussrunde des Europapokals, ausgetragen im österreichischen Fügen, stand es Spitz auf Knopf. Der 21-jährige Großmeister Ernesto Inarkijew, aktiv für den Titelverteidiger Tomsk-400 aus Sibirien, musste seine Partie gegen den ehemaligen FIDE-Weltmeister Alexander Chalifman für Cheboksary unbedingt gewinnen, sonst wäre der begehrte Titel weg gewesen.


Damengambit

Weiß: Inarkijew
Schwarz: Chalifman

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 4.Sf3 d5 5.cd5 ed5 6.Lg5 Dd6 7.Sd2 c6 8.Dc2 h6 Gut ist 8...0-0 9.e3 Lc3 10.bc3 c5. Der Bauernzug ermöglicht einen taktischen Spaß. 9.Sb5 Ld2 9...cb5 10.Dc8 Dd8 11.Dd8 Kd8 12.Lf6 gf6 13.e3 ist natürlich schwach, und auch 9...De7 10.Lf6 hinterlässt eine marode Bauernstruktur. 10.Ld2 De7 11.Sc3 0-0 12.e3 c5! 12...Te8 13.Le2 Se4 oder 12...b6 13.Le2 La6 gehen auch an, aber der Textzug ist aktiver. 13.Se2 13.dc5 Dc5 14.Le2 Sc6 bereitet dem Schwarzen keine Mühe. 13...Se4 14.dc5 Sc6 15.Sg3 Sd2 16.Dd2 Dc5 17.Ld3 d4 18.e4 Nach 18.ed4 Dd4 19.0-0-0 Db6 ist im Gewinnsinne für Weiß kein Blumentopf zu gewinnen. Allerdings hat Schwarz auch jetzt keine Probleme, und allmählich gibt er den Ton an. 18...Le6 19.0-0 Se5 20.Tfc1 Db6 21.Lf1 d3 22.h3 Tfd8 Verlockend ist 22...Lh3, um nach 23.gh3 Sf3 die Dame abzuholen. O.k., das sieht man auf diesem Level gerade noch, doch auch 23.Df4 Sg6 24.Dd2 Le6 würde dem Schwarzen gefallen. Aber 23.Dc3 Tfe8 - nach 23...Sg4 scheint 24.Dc5 d2 (24...Db2 25.Tab1) 25.Tc2 den Überfall zu widerlegen - 24.gh3 Sf3 25.Kg2 Sh4 führt zum Dauerschach. Verständlich, dass Alexander Chalifman mehr wollte. 23.b3 Tac8 24.Kh2 Sg6 25.Tc8 Lc8 26.Tc1 Dd6?! Jetzt kann der junge Russe mit einem indirekten Abtausch um Vorteil kämpfen. 26...Df6 stattdessen zwingt Weiß immer noch zur Aufmerksamkeit, die sich nach 27.Td1 (eher nicht 27.Ld3 Sf4 28.Tc3 Le6) 27...b6 28.De3 La6 29.Ld3 Ld3 30.Td3 Td3 31.Dd3 Df2 32.De2 auszahlt. 27.Dd3 Dd3 28.Ld3 Lh3 29.gh3 Td3 30.Tc8 Kh7 31.Tc7 Se5 32.Te7 Ehrgeiziger als 32.Tb7 Td2 33.Ta7 Tf2 34.Kg1 Tb2, und nach ...Sf3 ist das Remis da. Weiß muss ja gewinnen. 32...Sf3 33.Kg2 Sh4 34.Kf1 Td1 35.Ke2 Ta1 36.a4 Ta2 37.Kf1 Ta1 38.Ke2 Ta2 39.Ke3 Sg2 40.Kf3 Se1 41.Ke3 Sg2 42.Kd4 Tf2 43.Sf5 Kg6 44.Tb7 Tf3 45.h4 a5 46.Tb5 h5 47.b4! Die meisten von uns hätten nun mit 47.Ta5 zugegriffen und nach 47...Tb3 48.Ta6 Kh7 (sicher nicht 48...f6 49.Ta7 Tb4 50.Kd3 Sf4 51.Ke3 Sg2 52.Kf3) 49.Ta7 Kg6 50.a5 Tb4 51.Kd3 Ta4 Probleme mit dem Gewinnen gehabt. 47...ab4 48.a5 Sf4 49.Kc5 Ta3 50.Kb6 Sd3 51.Sd4 Sb2 Sonst 52.a6 nebst 53.Ta5. 52.Tb4 Sa4 53.Kc6 Sc3 54.Tb3 Ta4 55.Tc3 Td4 56.a6 Te4 57.a7 Ta4 58.Kb6 Es droht der Turmschwenk Tc5-a5. 58...Ta7 59.Ka7 Kf5 60.Tg3 g6 61.Tg5 Ke4 62.Kb6 f5 63.Kc5 f4 64.Tg6. - Geschafft! Schwarz gab auf, und der Europapokal blieb in Tomsk.


M. Havel, »28 Rijen« 1924Weiß gewinnt


Lösung der Schachaufgabe von G. Golin:

Den starken Zweizüger löst 1.Le5!, was 2.Td4 matt droht: 1ÉTe5/Le5/Lc5/bc5/Se6/Sc6/De4 2.Sf6/Se3/Sc3/Sb6/Db7/Df7/Lc4 matt. Sieben Verteidigungen führen zu Blocks mit sieben Mattzügen.

Die »Meisterpartie« schreibt der Internationale Fernschachmeister Christoph Pragua.

Artikel vom 18.11.2006