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Lebensgefahr für Buchsbäume
Der Pilz Cylindrocladium buxicola breitet sich aus - Abwehr kaum möglich
Mit Sorge beobachten Friedhofsbesucher und Gartenbesitzer, wie sich eine Krankheit unter Buchsbäumen ausbreitet.
Und die Sorge ist berechtigt, weiß Gärtner Harald Münch aus Bielefeld. Sind die beliebten Sträucher, als Hecke ebenso geschätzt wie als Solitärpflanzen, erst einmal vom Pilz Cylindrocladium buxicola befallen, ist kaum mehr Rettung möglich. Zuverlässig wirksame Behandlungen der kranken Pflanzen sind bislang nicht bekannt.
Schlimmer noch: Wo eine von dem Pilz befallene Pflanze steht, ist oft auch der Boden verseucht. Dauersporen des Pilzes halten sich laut Landwirtschaftskammer (LWK) Nordrhein-Westfalen über vier Jahre in der Erde. Deshalb sollte, wo erkrankte Buchsbäume standen, auch die obere Erdschicht abgetragen und auf eine neue Buchsbaumbepflanzung verzichtet werden.
Um infizierte Buchsbäume möglicherweise noch zu retten empfehlen Fachleute, befallene Triebe bis ins gesunde Holz auszuschneiden, besser aber noch alle erkrankten Pflanzen komplett zu entfernen. Sorgsam müssen auch die dabei abgefallenen Blätter vom Boden gesucht und alles entsorgt werden. Und dies auf keinen Fall in den Kompost oder in die grüne Tonne, sondern mit dem Restmüll in die graue Tonne, damit alles in die Müllverbrennung kommt und Weiterverbreitung verhindert wird. Gärtner Harald Münch empfiehlt zudem, Buchsbäume kurz vor dem Austrieb im Mai mit Fungiziden auf Kupferbasis zu behandeln. Ob's wirklich hilft, kann aber auch er nicht versprechen.
Laut Landwirtschaftskammer fand der gefährliche Pilz, der in den Buchsbaumbeständen Millionenschäden anzurichten droht, im vergangenen Sommer optimale Witterungsbedingungen vor. Die Sporen werden durch Wind verbreitet, halten sich in der Feuchtigkeit unter den Blättern und dringen in die Triebe und Blätter ein. Vor allem nach einem Rückschnitt der Gehölze gibt es besonders viele Eintrittspforten an den Pflanzen.
Die Folge sind braune Blattflecken und Strichelungen an den Trieben sowie das anschließende Absterben ganzer Triebe, Äste und Pflanzen. Die Braunfärbung der Blätter als erstes Befallssymptom ist jedoch schwer zu erkennen: Wenn die Blätter abfallen und die Triebe absterben, ist der Befall bereits weit fortgeschritten.
Besonders anfällig ist die Sorte Buxus sempervirens Suffruticosa. Die Infektion ist an Blattnässe gebunden. Wo die Möglichkeit besteht, sollten Buchsbäume vor zu viel Feuchtigkeit geschützt werden.
Der Erreger Cylindrocladium buxicola wurde etwa 2002 erstmals in Deutschland an Buchsbäumen gefunden. Derart massive Schäden wie in diesem Herbst wurden jedoch bisher nicht beobachtet. Einen ähnlich großen Befall gab es 1997 und in den Folgejahren in Großbritannien.
Die Experten des Pflanzenschutzdienstes der LWK gehen davon aus, dass sich der Pilz in diesem Jahr in vielen Gebieten Deutschlands stark etablieren konnte. In den nächsten Jahren werde daher mit noch stärkeren Schäden zu rechnen sein. -ist-

Artikel vom 02.12.2006