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Hochbetrieb auf Baugerüsten: Bis zum Winter werden Wände verputzt und gestrichen.

Bauhandwerk ist überlastet

Materialengpässe - Hausbesitzer müssen tiefer in die Tasche greifen

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Wer sein Haus dämmen, reparieren oder verschönern lassen will, muss sich auf Wartezeiten und höhere Preise einstellen. Maler, Lackierer, Maurer und Dachdecker sind teilweise bis Mitte kommenden Jahres ausgebucht.

»Viele Aufträge im Außenbereich sind aufs nächste Jahr verschoben worden«, sagte der Malermeister Hans Schmitz, stellvertretender Präsident der Handwerkskammer Bielefeld, gestern dieser Zeitung. Kunden müssen nicht nur Geduld aufbringen, sondern für die Dämm- oder Malerarbeiten auch mehr bezahlen. Die Preise seien bereits jetzt netto um 3 bis 5 Prozent gestiegen, berichtete Schmitz. Weil die Materialpreise zuletzt um 8 bis 15 Prozent geklettert seien, bleibe den Betrieben nichts anderes übrig, als die höheren Kosten weiterzugeben.
Viele Hausbesitzer ziehen Sanierungs- und Verschönerungsarbeiten vor, um die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent zum Jahreswechsel zu umgehen. Diese Vorzieheffekte in Verbindung mit günstigen Finanzierungsangeboten der Kreditanstalt für Wiederaufbau haben im Bau- und Ausbaugewerbe zu einer Auftragsflut geführt. Sie wird noch unterstützt durch eine stärkere Nachfrage von Industrie und Kommunen.
Die Betriebe seien »gut ausgelastet«, es drohe sogar ein Fachkräftemangel, sagte der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bielefeld, Jürgen Sautmann. Aufgrund der vielen Aufträge ist inzwischen das Dämmmaterial für die Häuser ausgegangen. »Mineralwolle gibt es derzeit überhaupt nicht mehr, die Produktion ist verkauft«, sagte der Geschäftsführer des Maler- und Lackierer-Innungsverbandes Westfalen in Dortmund, Peter Schuchart.
Ähnlich ist die Situation bei Dämmplatten aus Polystyrol-Hartschaum. »Die energetische Gebäudesanierung hat zu einem Engpass geführt; auf neues Material muss ich derzeit sechs bis acht Wochen warten«, berichtete der Bielefelder Malermeister Hans Schmitz.
Wegen des Engpasses bei Dämmstoffen fürchten einige Betriebe bereits, Konventionalstrafen zahlen zu müssen, weil sie die Arbeiten nicht rechtzeitig fertigstellen können. Andere Firmen beteiligen sich vorerst nicht mehr an Ausschreibungen.
Engpässe gebe es auch bei Baugerüsten, sagte Peter Schuchart: »Es fehlt Aluminium, um neue Gerüste zu produzieren.« Seite 4: Kommentar

Artikel vom 31.10.2006