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Da ist Brot noch handgemacht

Bäckerei Ellermeier: Zum 100-Jährigen einen bronzenen Leineweber

Von Michael Diekmann
Hillegossen (WB). Wer in der heutigen Zeit auf eine 100-jährige Tradition verweisen kann, hat den Leineweber als Symbol von Fleiß und Treue allemal verdient. Oberbürgermeister Eberhard David brachte ihn bei Ellermeiers persönlich vorbei, in Bronze gegossen und 10 450 Gramm schwer. Die Bäckerei im Osten der Stadt feiert gerade 100. Geburtstag.

»Wir sind mitten in der Arbeit«, entschuldigte Bäckermeister Friedrich-Wilhelm Ellermeier und entmehlte die Hände an der Bäckerhose, als die offizielle Delegation mit Oberbürgermeister sowie Hajo Lechtermann (Bäckerinnung) und Jürgen Sautmann (Kreishandwerkerschaft) gratulieren kam. Ganz nebenbei bestaunten die Ehrengäste die liebevolle Dekoration im kleinen Kaffee-Eckchen neben dem Laden, wo die Ellermeiers zeitgenössische Artikel vom alten Kurbeltelefon über Kamera und Grammophon bis zur Nähmaschine alte Schätzchen zusammengetragen haben.
Auch die Luftaufnahme des Stammhauses hängt im Café. Was heute Alte Detmolder Straße heißt, war vor 100 Jahren die Hauptchaussee Richtung Lippe. Friedrich Wickemeyer legte damals den Grundstein zur Erfolgsgeschichte eines Familienunternehmens, das heute in vierter Generation von den Kindern Karin Ellermeier-Drewenstedt, Ehemann Michael Drewenstedt und Dirk Ellermeier geführt wird. Die fünfte Generation, Enkel Cedric (7), wächst heran - direkt über dem Ladengeschäft. Vielleicht übernimmt er ja mal die Firma, kalkuliert der Seniorchef: »In unserer schnelllebigen Zeit vermag selbst im Handwerk kaum jemand zu sagen, was in 20 Jahren sein wird.« In Hillegossen ist Ellermeier eine Institution. Einerseits ist der Betrieb auch nach 100 Jahren der Handwerkstradition treu geblieben, andererseits hat er sich neuen Trends nie verschlossen.
Bis heute arbeiten die Bäcker mit eigenem Natursauerteig und setzen auf traditionelle Zubereitung; mit zehn Standorten zwischen Helpup und Heepen ist man Nahversorger für frische Brote und Kuchen. Seniorchefin Christel Ellermeier führt den SB-Back-Express, der an drei Standorten Handwerksprodukte in Selbstbedienung preisgünstig anbietet. Aus der Wickemeyer-Backstube von einst, die 1938 an Schwiegersohn Wilhelm Ellermeier übergeben worden war und seither diesen Namen trägt, ist so etwas wie ein kleiner Konzern geworden.
Die Rolle der Ellermeiers als Lebensmittelhändler ist Vergangenheit. Die »Colonialwaren« gibt es nicht mehr, das immer wieder erweiterte Geschäft hat sich auf seine Kernkompetenz besonnen. Und weil Versorgung eben auch über SB-Märkte geht, sind die Ellermeiers genau hier mit ihrer Qualität dicht beim Kunden vor Ort. Auch eine andere Tradition hat man bewahrt: Hillegossens Kinder lernen schon im Kindergarten Stutenkerl und Osterhasen von Ellermeier kennen. Die bringt Michael Drewenstedt kostümiert vorbei . . .

Artikel vom 31.10.2006