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Kontaktbörse für Aras und Amazonen

Vogelschutz- und -liebhaberverein stellt auf Hof Windel mehr als 200 verschiedene Arten aus

Von Peter Monke (Text)
und Markus Poch (Fotos)
Senne (WB). Ein Gemisch aus lautem Pfeifen, fröhlichem Zwitschern und rauem Krächzen erfüllt die Luft. Rosakakadus und Nymphensittiche sitzen dicht an dicht in den Zweigen, Finken hüpfen von Ast zu Ast und ein junger Kronenkranich schreitet majestätisch über die Wiese. Natur zum Anfassen - möglich gemacht durch die Mitglieder des Vogelschutz- und -liebhabervereins Friedrichsdorf.

Alle zwei Jahre findet deren Vogelausstellung auf dem Hof Windel in Senne, Wilhelmsdorfer Straße 6, statt. In Fachkreisen gilt sie längst als eine der schönsten in Deutschland. Zu Recht: 7500 Arbeitsstunden haben die Mitglieder des Vereins investiert, um mehr als 200 Vogelarten aus der ganzen Welt naturnahe Lebensräume einzurichten.
Besonders stolz sind die Züchter auf ihre Gezeitenanlage, die den Kreislauf von Ebbe und Flut im Zeitraffer täuschend echt simuliert. »Diese Installation der Marke Eigenbau ist oft kopiert, aber nie erreicht worden«, sagt Heinrich Johannhörster. Nicht mal der Vogelpark Walsrode könne eine vergleichbare Anlage anbieten. Der Vogelwelt gefällt's: Eifrig stochern Austernfischer, Stelzenläufer und Säbelschnäbler im Sand und Wasser des kleinen Priels, auch wenn sie ihre Nahrung - Wattwürmer, Herz- und Plattmuscheln - dort kaum finden werden. Selbst liebevoll gestaltete Biotope stoßen halt irgendwann an ihre Grenzen.
Dafür wartet ein paar Meter weiter bereits die nächste Attraktion: In einem Sichttauchbecken können Besucher zwei Zwergtaucher und einen Eisvogel bei der Jagd nach kleinen Fischen beobachten. Das folgende Biotop zeigt dagegen eine Auswahl europäischer Vögel, die einst auch in Bielefeld brüteten, heute aber kaum noch zu finden sind: Wiedehopf, Schwarz- und Blaukehlchen gehören hier ebenso dazu wie die Rohrdommel oder die Feldlerche.
»Hauptziel unseres Vereins ist neben der Arterhaltung, die schützenswerte Vielfalt der Vogelwelt einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen«, sagt Hermann Stelbrink. Besonders wichtig seien auf diesem Weg die Kinder: Alle Bielefelder und Gütersloher Schulen habe der Verein angeschrieben. Viele nähmen das Angebot wahr und würden die Ausstellung kostenlos besuchen. »Insgesamt rechnen wir mit bis zu 3000 Schülern in einer Woche.« Die bekommen nicht nur viel zum Anschauen, sondern auch zum Anfassen: die Eierschalen frisch geschlüpfter Wachtelküken etwa.
Bei den farbenprächtigen Aras ist Körperkontakt dagegen nicht unbedingt ratsam. Mit ihren scharfen Schnäbeln können die Papageienvögel einen Finger schon mal blutig hacken. Die hier gezeigten Tiere stammen meist von verschiedenen Züchtern. »Damit ist die Ausstellung auch eine Art Kontaktbörse für die Vögel. Es kommt vor, dass sich hier Partner fürs ganze Leben finden«, sagt Johannhörster. Bei den Venezuela-Amazonen hat es bereits »gefunkt«. Einträchtig hocken die beiden Tiere seit Tagen nebeneinander - Trennung ausgeschlossen. »Hier werden sich die Züchter irgendwie einigen müssen, wer das Paar behalten darf.«
Geöffnet ist die Ausstellung noch bis Sonntag, 5. November. Die Tiere sind täglich von 9 bis 20 Uhr zu sehen.

Artikel vom 31.10.2006