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Bibliothek soll zukunftsfit werden

Millioneninvestition nur für Erhalt des »Status Quo« oder gar Neubau?


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). 3,4 Millionen Euro würde es kosten, in der Zentralbibliothek die baulichen Mängel zu beseitigen und die heute gültigen Brandschutzbestimmungen zu erfüllen, weitere rund eineinhalb Millionen müssten »drauf« gelegt werden, um die Bibliothek zukunftsfit für die nächsten Jahrzehnte zu machen. Vertreter der SPD-Ratsfraktion ließen sich den Zustand des Hauses, als Kreissparkasse 1961 eröffnet, von Leiter Harald Pilzer zeigen. Fraktionsvorsitzender Peter Clausen versprach anschließend: »Wir starten wahrscheinlich schon in der nächsten Ratssitzung eine Initiative für einen grundlegenden Umbau.« Seiner Überzeugung nach könne sich eine Bibliothek nie rechnen, aber: »Eine Bibliothek soll sich auszahlen.« Schließlich seien Bielefelds »Schätze« das Können und Wissen der Einwohner.
Monika Melchior vom städtischen Immobilienservicebetrieb (ISB) wies auf den erheblichen Investitionsstau hin: »Da ist seit Jahren nur das unbedingt Notwendige getan worden.« Als »absolut notwendige Maßnahmen« nannte sie eine Erneuerung der Fassade, neue Fenster, eine Dachsanierung, bei der das große ovale Oberlicht nur erhalten werden könne, wenn 250 000 Euro in den Brandschutz (Schaffung von Fluchtwegen) investiert würden, die Erneuerung der kompletten Technik. Bibliotheksleiter Harald Pilzer spricht bei 3000 Quadratmeter Nutzfläche, verteilt auf verschiedene Gebäudeteile, von »räumlicher Bedrängnis«. Würde man die Musikbibliothek (3. Etage) angliedern, Nebenräume entkernen und Funktionsbereiche verlagern, könnte man weitere 300 Quadratmeter für den öffentlichen Teil der Bibliothek dazu gewinnen. Die Stadtbibliothek wünscht sich transparentere Eingangsbereiche, ein Café, eine Selbstverbuchung, mehr Arbeitsplätze für Schüler, mehr Computerplätze, mehr Leselandschaften, eine Präsentation, die, so Pilzer, generationengerecht ist: »Keine niedrigen und zu hohen Regalböden mehr, was natürlich nach mehr Platz verlangt.« Die Zentralbibliothek zahlt dem ISB eine Jahresmiete von 270 000 Euro kalt, hat pro Jahr 640 000 Besucher und hofft in diesem Jahr auf 1,3 Millionen Entleihungen. Der Medienetat pro Bürger liegt in Bielefeld bei 60 Cent pro Einwohner, landesweit durchschnittlich bei 1,15 Euro. Man war sich mit Kulturdezernent Rainer Ludwig einig: »Hier ist dringend Handlungsbedarf geboten.« Offen: Ob man tatsächlich Millionen in den »Status Quo« investieren soll, oder lieber doch in einen Neubau an gleicher Stelle. Denn, so Ludwig: »Der Standort ist herausragend - darüber gibt es keine Diskussion.«

Artikel vom 31.10.2006