28.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Klein und fein - die Nische im Regionalen

Thomas P. Kipers Sennestädter Verlag ist erfolgreich mit Ortsgeschichte und Wanderbüchern

Von Annemargret Ohlig
Sennestadt (WB). Berlin kennt Thomas P. Kiper sehr gut. Er ist dort aufgewachsen und hat dort studiert. Auch München ist ihm nicht unbekannt. Als Kind lebte er hier ebenfalls einige Zeit. Doch nicht diese Weltstädte, in denen große Buchverlage ihr Domizil haben, wählte der 58-Jährige als Standort für seinen »tpk-Verlag« aus, sondern - die beschauliche Sennestadt.

Vor genau einem Jahrzehnt hat sich der kleine, aber feine Regionalverlag Thomas P. Kiper im südlichsten Bielefelder Stadtbezirk etabliert - mit einem Büchlein, auf das offenbar die ganze (ostwestfälische Radwander-)Welt gewartet hatte. »Senne - Die Natur mit dem Rad erleben«, heißt der regionale »Bestseller« mit acht Rundrouten, der inzwischen fast 14000 mal verkauft wurde. Diesem erfolgreichen Start in die Verlagsbranche folgten bei »tpk« dann im Durchschnitt drei weitere Bücher jährlich.
»Ich wollte schon immer Verleger werden«, sagt der 58-Jährige und schmunzelt. Ob das ganz ernst gemeint ist? Ganz früher jedenfalls hatte Kiper auch andere Träume. »Ich habe Germanistik und Romanistik studiert und wollte Lehrer werden«, erzählt er. Da sich Kiper aber politisch engagiert hatte und als Student vehement gegen den Krieg der Amerikaner in Vietnam vorgegangen war, wurde er durch den so genannte Radikalenerlass gestoppt und aus dem Schuldienst entlassen.
Fortan lebte er nach der Maxime: »Es ist nichts so schlecht, dass es nicht noch etwas Gutes hätte.« Thomas Kiper wurde Schriftsetzer. Als er mit seiner Familie nach Sennestadt zog, erkundete er dort per Rad mit wachsender Begeisterung die Gegend. Schon bald kam ihm die Idee, dass er gerne ein praktisches Radtourenbuch schreiben und verlegen würde. Doch bis er dieses realisieren konnte, sollten noch 20 Jahre ins Land gehen.
»Eines Tages im Jahr 1985 machte ich mich auf den Weg zur Biologischen Station Senne«, erinnert sich Kiper. Dort traf er auf einen groß gewachsenen Unbekannten - den Stationsleiter Peter Rüther, wie sich dann herausstellte. Er suche nach einem Partner für einen Radwanderführer, den er herausgeben wolle. Ob man so jemanden kenne?
»Was dann kam, war sensationell«, berichtet Verleger Kiper, noch heute mit glänzenden Augen. Rüther erzählte nämlich, am Abend zuvor habe der Vorstand der Biostation beschlossen, ein solches Tourenbuch durch die Senne zusammenzustellen. Man suche nur noch nach einem Partner, der es verlege.
»Die Zusammenarbeit mit der Biostation war die Geburtsstunde meines Verlages«, sagt Kiper. Ein Regionalverlag, der sehr erfolgreich eine besondere Nische besetzt hält. Das Geheimnis seines Erfolges: »tpk« ist zwar klein, aber verlässlich in der Zusammenarbeit mit seinen Dienstleistern, Autoren und dem Buchhandel.

Artikel vom 28.10.2006