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Supersäge mit »Rennmotor«

Dirk Braun ist Meister im Sportholzfällen und Stargast bei Hüllinghorst

Von Michael Diekmann
Dornberg (WB). Infernalischer Lärm, weißer Qualm - nach sieben Sekunden ist alles vorbei: Der Schumi im Sportholzfällen heißt Dirk Braun, ist Sauerländer und lieferte in Dornberg die Supershow ab - sechs Disziplinen mit Superaxt und »Mördersäge«. Da haben Dornbergs Jungs noch monatelang Gesprächsstoff, garantiert.

Auf dem Freigelände des Werkzeugspezialisten Hüllinghorst ist aufgebaut, was die meisten Cracks nur von Euro-Sport kennen, wo kernige Österreicher gegen noch kernigere Amerikaner Späne fliegen lassen. Die Fraktion der Karohemden und Schnittschutzhosen lebt auf. Autogramme auf Baumscheiben, kompetente Antworten, etwas »Sägemannsgarn«, Dirk Braun erfüllt alle Wünsche. Dazu fachsimpelt er noch mit dem Bielefelder Lokalmatador Ingo Heidemann (36). Der gelernte Forstwirt lebt in der City, sägt hauptberuflich in Lippe und übt sich sportlich in der »kleinen Klasse«. Dieser faszinierende Sport, unterstreicht Heidemann, steht erst am Anfang. Dass gegenüber Braun, dem amtierendenden Deutschen Meister und WM-Teilnehmer entscheidende Sekunden fehlen, sieht der Bielefelder als Ansporn für künftiges Training.
Heidemann schlägt sich wacker, erntet Applaus vom reichlich erschienenen Publikum. Der Tag der offenen Tür bei Hüllinghorst erfährt durch die Stihl-Show den absoluten Publikumsmagneten. Kernig moderiert zeigen die Artisten alle Disziplinen, vom Fällen mit der Axt über Schnitte mit der Zwei-Meter-Bandsäge bis zum »Springboard«: Erst nachdem man sich zwei als Trittflächen gedachte Bretter per Kerbe am Stamm befestigt hat, kann man oben den dicken Stamm kappen.
Dornbergs Amateur-Forstler sind begeistert, dann folgt der absolute Kick. Braun, alltäglich Forstwirt in Winterberg, greift zur Monstersäge, der so genannten Formel-I. Die ist mit einer Normal-Säge nicht mehr zu vergleichen, kann nur senkrechte Schnitte setzen. Und wie! Während Braun mit Betriebsstoffen hantiert, Schutzbrille und Hörschutz zurecht rückt, gefriert den ebenfalls mit Ohrstöpseln ausgestatteten Fans der Atem, bekommen Breitcord-Hosen ganz automatisch einen Kniff. Braun reißt an der Startschnur. Kurze Gasstöße, dann stoppt er den Rennmotor der Superlative: 68 PS hat das Monster, wiegt 26 Kilo, kostet 6500 Euro, ist eine Spezialanfertigung und hat Motorteile von 125er-Karts verbaut. So klingt sie auch: Kettengeschwindigkeit 270 Km/h.
Dann startet Braun, einst Vizeweltmeister im Bodybuilding und erst 2003 als Sportholzfäller für Meisterschaften im eigenen Land entdeckt, seine Paradedisziplin. In nicht einmal sieben Sekunden reißt Braun das Monster an, trennt zwei Zentimeter-Scheiben vom Stamm, stellt den Motor ab. Totenstille, dann tosender Beifall. »Dass muss so schnell gehen«, verrät er augenzwinkernd: »Bei 18 Sekunden Vollgas explodiert der Motor.

Artikel vom 30.10.2006