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Man traut sich
immer später

Deutschland in der Statistik

Wiesbaden (dpa). Der Durchschnittsdeutsche ist zu dick, heiratet später und verbringt seine Freizeit lieber vorm Fernseher als mit einem Buch.

Kommt er ins Krankenhaus, hat er eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Wenn er verurteilt wird, hat er eine Straftat im Straßenverkehr begangen. Das alles steht im gerade erschienenen Statistischen Jahrbuch der Bundesrepublik 2006. Mit Tausenden von Zahlen und Tabellen will das Statistische Bundesamt als Herausgeber ein exaktes Bild der deutschen Wirklichkeit zeichnen. Der oder die Durchschnittsdeutsche wird damit zum Greifen nah. Warum etwas so ist, erklärt die Statistik nicht, es gibt nur die blanken Zahlen.
In der Debatte um Erziehungszeiten für Väter zeigt die Statistik, dass Kinder für Männer kein Hinderungsgrund bei der Berufstätigkeit sind. Von allen Männern mit Kindern (egal welchen Alters) in der Bevölkerung sind 85 Prozent erwerbstätig - dagegen liegt der Anteil bei den Frauen nur bei knapp 61 Prozent.
Manches Mal bringt die Statistik Überraschendes ans Licht: Am längsten arbeiten danach keineswegs Manager und Banker, sondern selbstständige Landwirte, Fischer und Forstwirte, die auf 53,9 Arbeitsstunden pro Woche kommen. Nach getaner Arbeit verbringt der Deutsche genauso viel Zeit mit Computerspielen wie zusammen genommen im Kino, Konzert, Zoo und Zirkus. Eine Stunde und 53 Minuten pro Tag sitzt er vor dem Fernseher oder schaut sich Videos an. Immerhin 37 Minuten am Tag liest der Deutsche im Schnitt, davon sieben Minuten ein Buch. In ihrer Freizeit gönnen sich Frauen ein Fünftel mehr Zeit für das Nichtstun als Männer.
Das scheint den Frauen nicht zu schaden: Während von den weiblichen Deutschen 41,5 Prozent zu dick sind, liegt der Anteil bei den Männern bei 57,9 Prozent. Dabei schlägt die Waage immer weiter aus: vor einem Jahr waren erst 38 Prozent der Frauen und 54 Prozent der Männer übergewichtig. Regional gibt es nur geringe Unterschiede, doch neigen die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern am ehesten zum Übergewicht. Bei der Körpergröße überragt der Durchschnittsmann mit 1,78 Meter die Durchschnittsfrau um stolze 13 Zentimeter.
Den Schritt vor den Altar oder zum Standesamt wagen die Deutschen immer später. Mit 36,2 Jahren heiratet der Mann in Schnitt, die Braut ist dann erst 33 Jahre alt. Ende der 80er Jahre hatten Paare sich noch fünf Jahre früher getraut. Wenn das Paar Kinder hat, heißen Töchter Marie oder Sofie, Söhne Alexander oder Maximilian.
42,6 Prozent der Menschen erben oder kaufen irgendwann einmal eine Wohnung oder ein Haus. Das Single-Leben wird beliebter: 14,7 Millionen Menschen leben allein - das sind fast drei Mal so viele wie 1970.

Artikel vom 30.10.2006