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Zur Sache

Der vorübergehende Ruheständler Jürgen Klinsmann verbindet das Angenehme mit dem Nützlichen. Der Hauptstützpunkt der amerikanischen Auswahl-Fußballer liegt in seinem Wahlheimatstaat Kalifornien. Eine Wohnortdebatte wird es nicht geben, beim dienstlichen Meilensammeln über dem Atlantik dürfte der designierte US-Trainer auch nicht viel weiter kommen.
Spannung bezieht diese Geschichte daraus, wie Klinsmann sich über den angedachten Zeitraum macht. Vier Jahre - das ist für seine Verhältnisse eine unendliche Strecke. Der Schwabe war in seiner aktiven Zeit ein rastloser Wanderer, den es im Verlaufe der Karriere hierhin und dorthin zog. Die Amerika-Aufgabe soll nun von Dauer sein. Sie unterscheidet sich auch inhaltlich in einem Punkt ganz wesentlich von der WM-Mission in Deutschland. Das US-Team besitzt keinen Freifahrtschein für das nächste Weltturnier 2010 in Südafrika. Klinsmann muss es jetzt nicht nur neu sortieren, sondern auch durch die Qualifikationsmühle führen. Ohne langen Atem läuft es nicht auf diesem weiten Weg.
Bestehendes zu hinterfragen und bei Bedarf auch einzureißen, wird auch in Klinsmanns neuem Job zu seinem Profil gehören. Dass die »Amis« auf seine wesentlich von ihnen selbst mitgeprägte Art abfahren, ist sicher. Ob es Klinsmann aber schafft, aus den USA eine Soccer Nation zu machen, nicht.
Friedrich-Wilhelm Kröger

Artikel vom 30.10.2006