28.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Streit beseitigt keinen Schimmel«

Schlichtungsberatung will einvernehmliche Lösung für Problem finden

Bielefeld (bp). Jede fünfte Wohnung weist sichtbare Feuchteschäden auf, davon wiederum die Hälfte mit Schimmelbefall. Die Folgen: ein ungesundes Raumklima, aber auch Streit zwischen Mieter und Vermieter, der oft vor Gericht endet.

In Bielefeld soll es soweit nicht mehr kommen: Eine bundesweit einmalige Schlichtungsberatung bei Schimmelschäden soll die Ursachen klären, bei der fachgerechten Schadensbeseitigung beraten und eine für beide Seiten einvernehmliche Lösung finden.
Die Schlichtungsberatung ist eine Initiative der Bielefelder Kooperationsgemeinschaft zu Schimmelschäden, der die BGW (Bielefelder Wohnungsgesellschaft), Haus & Grund, Mieterbund und Verbraucherzentrale angehören. Jürgen Upmeyer (Haus & Grund) will Situationen befrieden, in denen Mieter und Vermieter sich gegenseitig die Schuld zuschieben und er sagt: »Ein Rechtsstreit beseitigt keinen Schimmel.« Joachim Knollmann vom Mieterbund und Marle Kopf, Umweltberaterin der Verbraucherzentrale, weisen darauf hin, dass Schimmel-Beratung inzwischen »Alltagsgeschäft« sei. Knollmann: »Vier bis fünf Fälle pro Tag sind das beim Mieterbund im Durchschnitt.« Norbert Müller (BGW) setzt auf Lösungsstrategien: »Oft sind es simple Maßnahmen, die Abhilfe schaffen.«
Und so soll eine Schlichtungsberatung funktionieren:
Die Anmeldung dafür nimmt der Mieterbund (auch von Nicht-Mitgliedern) unter Telefon 0521/560550 entgegen. Die Beratung kostet die Streitparteien jeweils pauschal 50 Euro. Kern des Angebotes ist ein Beratungstermin vor Ort, bei dem zunächst eine umfassende Analyse der Schadenssituation vorgenommen wird. Es wird eine Schadensaufnahme in der Wohnung durchgeführt, in einer Abschlusssitzung werden den Parteien die Ergebnisse der Ortsbesichtigung erläutert, Handlungsempfehlungen ausgesprochen und die gemeinsam erarbeitete Lösung festgehalten. Knollmann: »Es soll so unbürokratisch wie möglich sein.« Erschreckend findet es Marle Kopf, dass nach einer Untersuchung der Gesundheitswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bielefeld 80 Prozent der Betroffenen über zwei Jahre mit Schimmelbefall leben würden. Vermeiden lasse sich Schimmelbefall durch Wärmedämmung, luftdichte Gebäudehülle und richtiges Nutzerverhalten.
Acht Fälle seien bereits geschlichtet worden, so Norbert Müller: »Vier davon hatten bauliche Ursachen, einmal lag falsches Nutzerverhalten vor, zwei Fälle waren eine Kombination aus beiden, einmal wurde keine Ursache gefunden.«
Informationen geben neben dem Mieterbund auch die Verbraucherzentrale Telefon 0521/69550 und Haus & Grund, Telefon 0521/ 964300.

Artikel vom 28.10.2006