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»Handzeichen«-Ausstellung der Handwerker

Kunst kommt von Können


Picasso hatte schon deshalb keinen Meisterbrief, weil es den in Spanien nicht gibt. Kaum sah er sich als Handwerker. Doch was ist mit den Meistern, die sich Kunsthandwerker oder gar Künstler nennen?
Zum zwölften Mal organisiert die OWL-Handwerkskammer eine Ausstellung von Kunsthandwerken. Sie bringt damit zusammen, was zusammen gehört -Ê und sich dennoch liebend gern anfeindet.
Viele Künstler halten sich zugute, dass man ihrer Kreativität keine Grenzen setzen darf. Die meisten Handwerker sind dagegen stolz darauf, einen Ausbildungsplan absolviert und die Prüfung möglichst mit Bravour abgeschlossen zu haben. Der Spruch »Kunst kommt von Können« wird als Kampfbegriff benutzt: Nur wer mit handlichem Geschick die Regeln hundertprozentig bd befolge, bringe wirkliche Kunst hervor. Das andere sei Pfusch.
Zum Glück befindet sich diese Position auf dem Rückzug. Heute wird von einem Maler, Tischler oder Goldschmied erwartet, dass er außer den Regeln auch seine Kreativität ins Spiel bringt. Fehlerfreie Ware liefert die Industrie fast genauso gut und billiger. Nur das Einzigartige -Êdas Unikat - bedarf des Hand-Werks.
Übrigens besuchte Picasso nicht nur eine, sondern drei Ausbildungen: die Kunstgewerbeschule seines Vater, die Kunsthochschule Barcelona und die Akademie in Madrid. Kunst hat schon etwas mit Handwerk und mit Können zu. Aber sie erschöpft sich nicht darin.Bernhard Hertlein

Artikel vom 28.10.2006