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Stille Nacht,
stressfreie Nacht
Weihnachten einmal anders
Vor allem Frauen setzen sich für »das größte Projekt des Jahres« oftmals selbst unter Druck.
Denn wenn es darum geht, perfekte Weihnachten zu organisieren, fühlen sie sich als Projektmanager: Noch mehr Geschenke, noch mehr Engel und noch mehr Plätzchen. Dahinter steckt oft die Angst, dass der Traum vom gelungenen Fest ohne 200-prozentigen Einsatz womöglich nicht in Erfüllung gehen könnte.
Doch genau hier entsteht der Stress. »Nur wer sein Wunschbild hinterfragt und neue Prioritäten setzt, hat eine echte Chance, dem Teufelskreis zu entkommen«, sagt Diplom-Psychologe Frank Meiners von der DAK. Was ist mir wirklich wichtig, was erledige ich nur aus Gründen der Tradition? Versuche ich unbewusst, vielleicht ein ganz anderes Bedürfnis zu erfüllen? Wenn schon keine perfekte Harmonie, dann wenigstens eine perfekte Dekoration?
Wer sich diese Fragen stellt, kann tatsächlich etwas verändern: »Es gehört Mut dazu, sich von langjährigen Ritualen zu verabschieden, aber das Motto ÝWeniger ist mehrÜ sorgt letztendlich für eine gelassene, zufriedene Stimmung«, sagt Meiners.
Es gibt viele Varianten, das Fest zu feiern. Doch ob trendig oder traditionell: Nur eine schlanke Version von Bescherung und Weihnachtsschmaus verhindert, dass die Gastgeberin am Ende erschöpft unter den Tannenbaum sinkt. Selbst wenn dies den Abschied vom liebevoll gebastelten Baumschmuck bedeutet oder das Menü nicht mehr selbst gekocht, sondern geliefert wird - das Gefühl der Gelassenheit ist es wert.
Vieles wird an den Festtagen in Szene gesetzt - bis hin zum harmonischen Familienleben. Doch wenn ein falsches Wort die Stimmung stört, werden unterschwellige Konflikte plötzlich offen ausgetragen und enden häufig im Familienkrach, weiß der Psychologe. Streit an Weihnachten ist jedoch keine Katastrophe, er gehört dazu. Meiners: »Die perfekte Familie gibt's nur im Weihnachtsmärchen.« (DAK)

Artikel vom 16.12.2006