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Alle sollen an einem Strang ziehen

Stadtteil-Konferenz in Brackwede gegründet - das Miteinander verbessern

Von Stefanie Westing
(Text und Foto)
Brackwede (WB). Zahlreiche Vereine, soziale Einrichtungen, Vertreter von Kirchen, Schulen, Kindergärten, Polizei und anderen Institutionen haben gestern Abend in Brackwede eine neue Stadtteil-Konferenz gegründet. Diese ist für soziale Fragen, auch mit Migrationshintergrund, zuständig und soll das Zusammenleben der vielen unterschiedlichen Gruppen in dem Stadtbezirk verbessern.

44 Vertreter von insgesamt 35 eingeladenen Institutionen kamen in den Sitzungssaal des Bezirksamtes, um zu hören, was Andreas Kämper, Mitarbeiter des Sozialdezernates der Stadt Bielefeld, und Pädagoge Mehmet Ali Ölmez zu sagen haben. Bei diesen beiden Herren laufen künftig die Fäden zusammen. »Ziel ist es, angesichts der Situation der vielen unterschiedlichen Gruppen in Brackwede einen sozialen Ausgleich herzustellen. Dazu gehört die Kommunikation zwischen den Generationen und verschiedenen Personengruppen. Außerdem geht es darum, unterschiedliche Interessen unter einen Hut zu bringen und soziale Ungerechtigkeiten zu bekämpfen«, betonte Kämper - kurz: In Brackwede sollen möglichst viele Menschen an einem Strang ziehen.
Das Besondere an der neuen Stadtteil-Konferenz ist die Anbindung an die Politik. Bezirksamtsleiter Egon Schäffer erinnerte daran, dass es schon einmal eine Stadtteil-Konferenz gab, die im damals noch kommunalen Jugendzentrum Stricker angesiedelt war. »Das Stricker wurde dann kirchlich und die Administration ging verloren«, sagte Schäffer. Damit die Entwicklung nicht noch einmal ins Stocken gerät, muss in Zukunft regelmäßig in der Bezirksvertretung über die Arbeit berichtet werden. »Dort sind dann auch Beschlüsse zu fassen«, erläuterte Kämper. »Die Politiker müssen sich so outen und sagen, was sie wirklich wollen.« Außerdem soll alle zwei Jahre eine Bewertung erfolgen, die zeigt, ob die Arbeit wirklich etwas gebracht hat.
Gestern wurden zunächst einmal die zwölf statistischen Bezirke Brackwedes vorgestellt und unter anderem erläutert, wie groß der Migrantenanteil jeweils ist und wo wie viele Kinder wohnen. Außerdem ging es um Themen, derer sich bereits andere Arbeitskreise angenommen haben - die aber längst nicht alle bekannt sind. Dazu zählen zum Beispiel ein »System Schule und Sprachförderung« und auch die Jugendarbeit in Quelle. Noch nicht bearbeitet, doch als wichtig erachtet wurden unter anderem die Themen Vernetzung, Übergang Schule und Beruf sowie interkulturelles Verständnis / Partizipation / Integration. »Den Anfang wollen wir mit der Vernetzung machen«, kündigte Kämper an. In drei bis vier Wochen soll zu diesem Thema das nächste Treffen stattfinden. Denn es ist wichtig, dass die unterschiedlichen Gruppen, Institutionen und Vereine sich kennen lernen - auch wenn derzeit auf allen Seiten noch Berührungsängste herrschen und es schwer fällt, den ersten Schritt zu tun. »Wenn wir uns gegenseitig als Väter begegnen, als Mitglied im Sportverein, als Kunde im Supermarkt, kommen wir schneller zusammen«, glaubt der Mitarbeiter des Sozialdezernates. »Wir müssen unsere Gemeinsamkeiten feststellen.« Eigentlich gebe es keine Alternative, als zu einem gesunden Miteinander zu kommen, wissen Kämper und Kollege Ölmez: »Sonst gehen wir alle unter.«

Artikel vom 27.10.2006