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Die lebendige Kultur
der Juden in Deutschland

FH-Studenten stellen im Jüdischen Museum Berlin aus


Bielefeld (sas). Jüdisches Leben im Deutschland findet heute weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit statt. Wie es aussieht, haben jetzt zwölf Studenten des Fachbereichs Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld im Bild festgehalten: Sie waren mit der Kamera dabei, als die jüdische Gemeinde in Mainz das Purimfest beging und als in Berlin eine jüdische Hochzeit gefeiert wurde, sie haben beim TUS Makkabi Frankfurt ebenso fotografiert wie in der Augsburger Synagoge, und sie haben eine Familie von Kontingentflüchtlingen aus der Ukraine begleitet.
Im vergangenen Sommer waren die Bilder der FH-Studenten im Historischen Museum Bielefeld zu sehen; jetzt geht die Ausstellung nach Berlin. Dort wird sie vom kommenden Donnerstag an im Jüdischen Museum in der Lindenstraße gezeigt und durch Interviews ergänzt, die angehende Kommunikationsdesigner der Hochschule Konstanz mit deutschen Juden geführt haben.
»Wir freuen uns, dass wir unser wohl bedeutendstes Werk in Berlin präsentieren können und dort wahrgenommen werden«, sagt Prof. Dr. Martin Roman Deppner. Er hat die Studenten gemeinsam mit Prof. Roman Bezjak betreut und fungiert mit Bezjak als Herausgeber eines Buches, das das Projekt dokumentiert.
In der Regel bedeute in Deutschland eine Auseinandersetzung mit dem Judentum eine Auseinandersetzung mit dem Holocaust, räsoniert Deppner. »Wir wollten die Juden aber nicht als Opfer sehen, sondern ihre Kultur als eine lebendige begreifen und ihre großen Kulturleistungen verdeutlichen.«
200 000 Menschen mosaischen Glaubens leben wieder in Deutschland, 80 000 von ihnen sind in ihren Gemeinden aktiv. Die Studenten, die sich ihren Aspekt jüdischen Lebens ausgesucht und die Kontakte selbst geknüpft haben, zeigen diese orthodoxe Welt, ebenso aber auch das Umfeld der ganz weltlichen Juden, die gleichwohl in ihrer Kultur verwurzelt bleiben.
Der Fotoband »Jüdisches. Fotografische Betrachtungen der Gegenwart in Deutschland« ist in einer Auflage von 2000 Exemplaren im Nicolaiverlag erschienen. Er umfasst 145 Seiten und kostet 24,90 Euro.

Artikel vom 27.10.2006