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Erst ein Tor und dann das Trikot zum Trost

Paderborn: Brökers Treff mit dem »Phantom« Mintal

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Der Mann mit der Rückennummer 13 stoppt die Nürnberger Siegesserie nach 13 Pflichtspielen - die Pokal-Geschichte der zweiten Runde war aus Paderborner Sicht schon geschrieben, endete aber neun Minuten vor dem Abpfiff.

Erst glich Marek Mintal (81.) zum 1:1 aus, in der Verlängerung besiegelte Róbert Vittek (92.) das »Aus«. So blieb das Paderborner Führungstor von Thomas Bröker (61.) nur ein Treffer für die persönliche Statistik.
Aber dennoch ein ganz besonderer. Denn für die Paderborner Nachverpflichtung aus Köln war es Saisontor Nummer 1. »Ich wäre lieber erfolglos geblieben, wenn wir dafür weiter gekommen wären«, konnte sich das 21-jährige Nachwuchstalent dennoch nicht über sein erstes Erfolgserlebnis freuen. Zu tief saß der Frust nach dem Aus. »Als wir zehn Minuten vor dem Ende noch führten, habe ich gedacht, das war's. Jetzt sind wir in Runde drei.«
Ein kleiner Paderborner Pokal-Traum, den das slowakische Sturm-Duo Mintal/Vittek beendete. Von beiden war im Spiel nicht viel zu sehen, oder wie es ein enttäuschter Paderborner Trainer Roland Seitz formulierte: »Die waren kaum anwesend, machen aber die entscheidenden Tore.« Genau darin liegt auch für Bröker der gravierendste Unterschied zwischen erster und zweiter Liga: »Wir haben sensationelle Laktatwerte und haben in der Verlängerung noch mal richtig Gas geben können, aber wir verwerten unsere Chancen nicht.«
Seine erste am Mittwochabend nutzte Bröker nach gut einer Stunde. Der gerade eingewechselte Erwin Koen hatte sich mit seinem ersten Ballkontakt auf dem linken Flügel durchgesetzt, Paderborns Sturmspitze mustergültig bedient, der dann dem guten Nürnberger (Ersatz-)Schlussmann Daniel Klewer keine Abwehrmöglichkeit ließ. Timo Röttger (69.) hatte danach die Vorentscheidung auf dem Fuß, doch der immer müder werdende Rechtsaußen entschied sich genau für das Falsche. Er schoss, statt den Ball über Klewer zu heben und verfehlte so das Tor.
Der Rest des Pokalabends ist bekannt. Wie es mit dem SC Paderborn 07 weiter geht, hängt auch vom nächsten Sonntag ab. Statt Pokal-Fest heißt der Zweitliga-Alltag SpVgg. Unterhaching. »Da gilt es den Hebel umzulegen, Haching zu schlagen und damit ein Polster für die schweren Wochen zu schaffen«, gibt Bröker, der zurzeit den verletzten Kapitän René Müller in der Spitze vertritt, die Richtung vor. Karlsruher SC, Hansa Rostock und 1860 München heißen die Aufgaben, die folgen. Nicht nur klangvolle Namen, ein Blick auf die aktuelle Tabelle verrät auch einiges über die Klasse der Ex-Erstligisten.
Stichwort erste Liga. Genau da will auch Thomas Bröker eines gar nicht mehr so fernen Tages hin: »Wenn unser Stadion endlich fertig wird, muss es in spätestens zwei Jahren unser Ziel sein, genau diese Klasse anzugreifen.« Bis dahin will Bröker kurzfristig seine eigene Quote erheblich steigern und langfristig Müller verdrängen. »Er ist eine gute Variante«, sagt Seitz, der zunächst aber weiter auf seinen verletzten Spielführer setzt.
So muss sich Thomas Bröker gedulden. Genau wie das Nürnberger »Phantom« Marek Mintal. Der Torschützenkönig von 2005 traf in Paderborn zum ersten Mal nach 438 torlosen Tagen und leitete die Wende ein. Nach den 120 Pokalminuten trafen sich die beiden Torschützen zum Trikot-Tausch. So blieb für Thomas Bröker wenigstens etwas Zählbares.

Artikel vom 27.10.2006