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Norbert Müller, BGW-Geschäftsführer: »Vertane Chance.«

Lebendige Stadtquartiere
statt Gewinnmaximierung

BGW würde Bielefelder LEG-Wohnungen gern kaufen


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Norbert Müller, Geschäftsführer der BGW (Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft) spricht von einer »vertanen Chance«. Er hat wenig Hoffnung, dass die NRW-Landesregierung noch einmal umdenkt und die 100 000 Wohnungen im Besitz der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) doch nicht an einen einzigen Investor verkauft. Erlöst werden sollen dadurch 2,5 Milliarden Euro.
Die BGW habe bereits vor einem Jahr an Oliver Wittke als zuständigem Minister geschrieben, in diesem Brief ein Kaufinteresse an den rund 1000 LEG-Wohnungen in Bielefeld - in OWL sind es 1500 - bekundet.
Auch Oberbürgermeister Eberhard David hat, wie andere nordrhein-westfälische Stadtoberhäupter, in diesem Monat an Ministerpräsident Jürgen Rüttgers geschrieben. Der OB schreibt darin: »Wir sind in großer Sorge, dass nach einer Veräußerung der LEG-Wohnungen an private Investoren Qualitäten verloren gehen, Mieter verunsichert werden und gute Partnerschaften bzw. gut funktionierende Netzwerke bei der Stadt- und Quartiersentwicklung bedeutungslos werden.« Die Befürchtung des OB gehen in dieselbe Richtung wie die der BGW und anderer lokaler Wohnungsunternehmen: Ein einziger Investor, ein »Global Player«, sei an kurzfristiger Gewinnmaximierung interessiert, nicht aber daran, in stadtentwicklungspolitischer und sozialpolitischer Verantwortung Wohnungsbestände zu betreuen. »Das interessiert solche Aufkäufer doch einen feuchten Kehricht,« sagt Norbert Müller. In Kooperation mit der Kommune verfolgten die Wohnungsunternehmen eine nachhaltige Bewirtschaftungsstrategie, um durch gezielte Belegungen stabile und vitale Stadtquartiere zu sichern.
Die Landesregierung will, dass der Käufer der 100 000 LEG-Wohnungen sich verpflichtet, jährlich nur 2,5 Prozent des Bestandes zu veräußern. Müller ist skeptisch, ob das tatsächlich erreicht werden kann. Warnendes Beispiel ist für ihn der unmittelbare Rückzug eines Wohnungsunternehmens aus der Arbeitsgemeinschaft von Stadt und hiesigen Unternehmen, nachdem der Bestand komplett aufgekauft wurde. Müller: »Da besteht null Interesse an Zusammenarbeit.« Seine Vermutung: »Mit dem Verkauf an einen einzigen Investor geht die Landesregierung den für sie einfachsten Weg.«

Artikel vom 27.10.2006