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Lieder wie Leuchttürme
Das Brüderpaar Brunner & Brunner schwimmt erfolgreich gegen den Strom
Delbrück/ Bielefeld. Brunner und Brunner sind bekannt dafür, erfolgreich gegen den Strom zu schwimmen. Wenn sie ihrer aktuellen Tournee den Titel »Ich liebe Dich« geben, dann dürfen die Fans am Sonntag, 10. Dezember, in der Stadthalle Delbrück und am Samstag, 16. Dezember, in der Stadthalle Bielefeld mit alles anderem als gewöhnlichen Liebesliedern rechnen. Beide Konzerte beginnen um 20 Uhr. Mit Charly Brunner, dem Älteren des Brüderpaares aus Österreich, sprach im Vorfeld Margit Brand.

Wann und zu wem haben Sie das letzte Mal »Ich liebe dich« gesagt?
Gute Frage. Wann ich das in dieser Form das letzte Mal gesagt habe, weiß ich gar nicht. Bei uns sagt man eher: Ich mag dich, ich brauch dich, ich bin froh, dass du da bist. Letztlich muss jeder seine eigene Worte nehmen. Wichtig ist nur, dass man immer wieder versucht, die alten, verborgenen Liebesgefühle für den anderen zu wecken. Davon erzählt ja das Titellied unserer aktuellen CD. Ich versuche jedenfalls, meiner Frau jeden Tag in irgendeiner Form zu zeigen, dass ich sie liebe.

Haben Sie Ihrem Bruder Jogl schon einmal eine Liebeserklärung gemacht? Oder ihrem besten Freund?
Wir Brüder wissen eigentlich, dass wir uns lieben - auch wenn es zwischendurch mal heftig funkt. Ich gebe zu, dass es viel Mut erfordert, einen anderen Menschen in den Arm zu nehmen.

Eher zurückhaltend sind Sie ja auch, was die Medien angeht. In der Klatschpresse tauchen Ihre Namen so gut wie nie auf. . . 
Ich lese gerne die Boulevard-Presse. Aber nur um mich zu wundern, was möglich ist, um Schlagzeilen zu verbraten. Andere sollen das meinetwegen machen - ich muss nicht dabei sein. Ganz am Anfang unserer Karriere haben wir mal eine Home-Story gemacht, unser Sohn lag noch in den Windeln. Für ein Foto sollte ich ihn wickeln - obwohl ich das sonst nie getan habe. Das hat mir gezeigt: Alles nur falsche Show. Nicht mit mir, mit uns. Und das heißt umgekehrt: Auch dann nicht, wenn eine Tournee bevorsteht.

Aber helfen Schlagzeilen denn nicht, Konzertsäle zu füllen? Manch ein Kollege scheint davon überzeugt...
Ich kann niemanden zu uns in die Konzeret »prügeln«, solche Tricks funktionieren auf Dauer nicht. Entscheidend ist und bleibt die Musik. Wir freuen uns, dass wir auch nach 15 Jahren immer noch guten Zulauf haben und auf unseren Tourneen rund 50 Konzerte bestreiten.

Dann müssen die Fans in der Tat von Ihnen überzeugt sein. Einer von ihnen hat einmal gesagt: »Eure Lieder sind wie Leuchttürme mitten im Meer«. Ehrt Sie das?
Das ist ein sehr schöner Satz, über den wir uns sehr gefreut haben. Uns ist klar, dass wir mit unseren Liedern nichts Großartiges bewegen werden. Aber wenn wir kleine Inspirationen geben, die jemandem helfen, dann ist schon sehr viel erreicht.

Was ist das Besondere an Ihrer Art, Schlager zu singen? Liegt es daran, dass Sie allergisch sind auf keimfreie, konstruierte Texte?
Ich bin überzeugt, dass unsere Fans unsere Musik mögen, weil sie sich darin wiederfinden. Wir geben sehr viel Persönliches in die Stücke. Da ist das Texten wahrlich nicht immer lustig. Vor allem, wenn jede Zeile ein Bild ergeben soll. Aber »Wischi-Waschi« bringt es überhaupt nicht. Solche Texte berühren niemanden, nicht einmal die Verfasser.

Beispiel »Du willst nur Frausein«, ein Lied ihrer aktuellen CD. Da müssen Sie einer berufstätigen Mutter mit Kindern sehr gut zugehört haben... Oder sind sie ein Frauenversteher?
Wir wollen uns auf keinen Fall bei den Frauen einschleimen. Uns bewegt, was wir in diesem Lied ausdrücken: Es ist doch in vielen Familien leider so, dass Frauen im Alltag funktioneren müssen wie Brotmaschinen. Man verlässt sich schlicht und einfach auf sie. Und man vergisst allzu schnell ihre Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung. Vielleicht hilft dieses Lied ja, eine andere Basis des Zusammenlebens zu finden.

Sie werden auf Ihrer »Ich liebe Dich«-Tour von Oktober bis Weihnachten in 39 Städten unterwegs sein. Aus wievielen Orten bekommt Ihre Frau einen Liebesbrief?
Wir greifen eher zum Telefonhörer oder schicken uns eine SMS. Und glücklicherweise sind Jogl und ich zwischendurch immer wieder für einige Tage daheim.

Artikel vom 03.11.2006