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Fitness im Alter beugt
Stürzen am besten vor

Fachtagung in Bethel - Stolperfallen beseitigen


Von Sabine Schulze
Bethel (WB). Fast jeder Dritte jenseits der 65 stürzt einmal im Jahr in der eigenen Wohnung. Und im gleichen Zeitraum kommt in Pflegeheimen jeder zweite Bewohner zu Fall. Die Folgen können fatal sein: Die Hälfte der Stürze führt zu körperlichen Einschränkungen, 20 Prozent der Betroffenen werden dauerhafte Pflegefälle. Einzelne sterben gar an den nachfolgenden Komplikationen. Deshalb hat sich gestern eine Fachtagung mit der Sturzprävention befasst.
Veranstalter des Symposiums in der »Neuen Schmiede« unter dem Motto »Vorbeugen sichert Lebensqualität« war der Bewegungs- und Sporttherapeutische Dienst (BSD) im Betheler Stiftungsbereich Behindertenhilfe. Etwa 150 Physio- und Ergotherapeuten, Pflegefachkräfte und Erzieher nahmen teil.
»Stürze gehören durchaus zum Alltag. Mit zunehmendem Alter jedoch werden die Folgen immer fataler«, sagt Michael Spiertz vom BSD. Die Knochen sind brüchiger, Osteoporose ist keine Seltenheit. Weil auch Reaktion und Beweglichkeit nachlassen, fangen sich alte Menschen beim Sturz oft nicht ab, sondern schlagen auf die Seite - und brechen sich den Oberschenkelhals.
Um dem vorzubeugen, gibt es mehrere Strategien. Zum einen sollten Stolperfallen wie Teppiche vermieden werden. »Mit 65 Jahren geht man noch dynamisch über die Kanten, 15 oder 20 Jahre später hat sich das Bewegungsverhalten geändert«, sagt Spiertz. Man schlurft, oft genug in locker sitzenden Puschen. Wer dann stolpert, kommt leicht zu Fall.
Aber auch Blutdruckschwankungen und eine schwache Muskulatur führen zu Stürzen. »Ältere Menschen sollten sich genau überlegen, welche Medikamente sie nehmen, sollten sich entscheiden, ob zum Beispiel Schlafmittel nötig sind, die benommen machen und noch am Morgen nachwirken«, sagt Spiertz. Und sie sollten wissen, dass manche Pille die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigt oder neurologische Auswirkungen hat. »Aber auch schlechteres Sehen oder eine Demenz können zu Stürzen führen«, betont Spiertz.
Die beste Vorbeugung ist Fitness, da sind sich die Fachleute einig. »Für Kraft- und Gleichgewichtstraining ist es nie zu spät.« Wer nicht in ein Fitness-Studio gehen will, kann sich ebensogut mit 80 zum Tai Chi oder zum Yoga anmelden. Denn wer aus Angst vor einem Sturz Bewegung vermeidet, erhöht sein Risiko: »Zur Sturzprophylaxe gehört Aktivität. Um beweglich und sicher zu bleiben, muss man auf den Beinen bleiben.«

Artikel vom 27.10.2006