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Mit gemeinsamer Philosophie fördern
Schlieck und Gibhardt Torwart-Talente

Die Ausbildung steht bei Arminia-Keepern von der D-Jugend bis zu den Profis hoch im Kurs

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Es gibt nicht viele Bundesligavereine, die die Torwart-Aus- und Weiterbildung so professionell vorantreiben wie der DSC Arminia. Ob in der Eliteklasse der Berufsfußballer, oder im Amateur- und Nachwuchsbereich bis einschließlich der zwölf- und dreizehnjährigen D-Junioren, im »Club der Ostwestfalen« wird nichts dem Zufall überlassen.

Seitdem Thomas Schlieck seinen Beruf als Bankkaufmann aufgegeben hat und seit Januar 2002 hauptberuflich bei Arminia als Torwarttrainer arbeitetet, ist für den 36-jährigen ehemaligen Oberliga-Schlussmann auch die Nachwuchsschulung eine Herzensangelegenheit. »Die intensive Ausbildung war eine Prämisse bei meiner Vertragsunterschrift«, erklärt der Mann, der sich in Holland ausbilden ließ und über das Torwarttrainerdiplom des niederländischen Fußballverbandes verfügt.
Um die Bielefelder Profi-Torhüter kümmert er sich schon seit seinem Amtsantritt 1999. Der damalige Chefcoach Benno Möhlmann wollte auf die Erfahrungen von Thomas Schlieck nicht verzichten. Thomas von Heesen sorgte als Sportdirektor vor vier Jahren schließlich dafür, dass Schlieck sein Hobby zum Beruf machte.
Beinahe tägliches Training mit Mathias Hain und Dennis Eilhoff, dazu die Unterrichtung der Amateur- und Jugend-Keeper: »Auf die Dauer war das einfach zu viel«, erklärt Schlieck, warum er zunächst einmal pro Woche mit Ralf Kellermann einen Kollegen für den Nachwuchsbereich mit ins Boot nahm. Vor zwei Jahren stieg der ehemalige Siegener und Verler Torwart aus, weil er beim VfL Wolfsburg selbst einen Fulltimejob als Torwarttrainer bekam.
Nach einigen ungeeigneten Probanten wird Schlieck jetzt von dem Kasseler »Urgestein« Michael Gibhardt unterstützt. »Wir kennen uns von zahlreichen Lehrgängen und Schulungen und haben die gleiche Philosophie«, freut sich der Torwart-Coach, dass er sich auf die 48-jährige langjährige Nummer eins des KSV Hessen Kassel hundertprozentig verlassen kann.
Jeden Donnerstag kommt Gibhardt - im Hauptberuf Verwaltungsangestellter in einer Behindertenwerkstatt in Baunatal - nach Bielefeld, um nach und nach die Torhüter von der D-Jugend bis zur U 19 zu schulen. Eine zweite Trainingseinheit der U 17- und U 19-Keeper leitet Thomas Schlieck. »Schon deshalb reden wir sehr viel miteinander, weil wir natürlich die Arbeit absprechen müssen«, verdeutlicht Schlieck das umfangreiche Aufgabengebiet.
Neben den drei Profi-Kader-Torleuten Hain, Ziegler und For-mann schulen die beiden Trainer derzeit bei Arminia 15 Nachwuchs-Torwarte. »Die Technik ist ein sehr komplexes Thema und weitaus schwieriger, als es von außen aussieht«, sagt Schlieck und blickt dabei auf die 12- und 13-jährigen D-Jugendtalente. »Bei uns werden die Grundlagen, wie das Spiel mit dem Fuß, richtig gelegt.«
Im Amateur- und oberen Jugendbereich einschließlich U 16 bestimmt Thomas Schlieck, wer in den Spielen zwischen den Pfosten steht. Bei den jüngeren Jahrgängen entscheidet der jeweilige Mannschaftstrainer. Eine Rückmeldung über die Leistungen erhalten Schlieck und Gibhardt vor oder nach ihren speziellen Übungsstunden. Nachdem er sich schon vorab bei den Trainern informiert hat, fordert er in der kleinen Gruppe Torwart und Stellvertreter auf, ihm ihre subjektive Meinung zur Leistung mitzuteilen. »So lernen die Jungs das Sprechen und sich selbst kritisch zu hinterfragen«, schmunzelt Schlieck vergnügt und stellt fest: »Wichtig ist, dass es im Torwartteam funktioniert und sich die Jungs gegenseitig helfen, ogal ob sie spielen oder nicht.«
Die Früchte seiner Arbeit sieht man nicht nur in der Bundesliga, sondern mittlerweile auch in den verschiedenen Auswahlmannschaften. So ist A-Junior Niklas Hartmann zur Nachsichtung der U 19-Nationalmannschaft eingeladen worden. Yannick Grützner spielt in der U 17-Westfalenauswahl und U 16-Keeper Jan Schönwälder steht auf der erweiterten Liste der U 16-Nationalmannschaft.
Nur wenn der Torwarttrainer Thomas Schlieck vor Saisonende einem seiner Schützlinge mitteilen muss, dass sein Vertrag nicht verlängert wird, weil es vielleicht für eine bestimmte Spielklasse nicht reicht, wird ihm ganz mulmig ums Herz. Wie zuletzt beim langjährigen Nachwuchskeeper Fatih Kalintas, der in der A-Jugend-Bundesliga ein glänzender Rückhalt war, aber für Arminias Oberligamannschaft als »zu klein« empfunden und zum SC Verl abgegeben wurde. »Um Fatih tut es mir wirklich leid, weil er ein guter und sympathischer Junge ist«, bedauert Schlieck die getroffene »harte Entscheidung«.
In Bielefeld wird in Torwartfragen nichts dem Zufall überlassen. Schon heute prophezeit der verantwortliche Keeper-Coach: »Wir verfügen über ein paar Talente, die bei entsprechendem Fleiß ganz sicher ihren Weg gehen werden.«

Artikel vom 01.11.2006