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Im Rausch der Sella Ronda
Das Skigebiet in Südtirol bietet 26 Kilometer Abfahrten an nur einem Tag

Das Skigebiet ist gewaltig, das Pistenangebot umfangreich und abwechslungsreich wie kaum ein anderes.
Wer rund um die Sella Gruppe in Südtirol seinen Winterurlaub macht, kommt in Sachen Spaß auf Brettern garantiert voll auf seine Kosten. Allerdings ist auch Wanderfreude durchaus angebracht.
Es ist schon ein »Skitouren-Erlebnis« der besonderen Art, die Umrundung des mächtigen Sella-Stocks auf Skiern. 26 Kilometer Abfahrten an einem einzigen Tag warten darauf, in Angriff genommen zu werden. Dabei sind es durchweg eher »harmlose« Pisten, die es zu bewältigen gibt. Und aufgrund der Modernisierungen, Erweiterungen und Verbesserungen der Lifte in den vergangenen Jahren gehören längere Wartezeiten an den Aufstiegsanlagen längst der Vergangenheit an. Familien mit Kindern oder relative Anfänger haben keine größeren Probleme, die Umrundung zu schaffen. Und dass, ohne auf Pausen zu verzichten. Angesichts des atemberaubenden Panoramas bleibt genügend Zeit, zu verharren und zu genießen.
Wer mag und vor allem kann, der erweitert die Runde. Ob in Arabba, Colfosco, Corvara oder den beiden Orten im Grödnertal, Wolkenstein und St. Christina, - überall kann man abbiegen und die angrenzenden Abfahrten mit unglaublich vielen unterschiedlichen Liften erkunden. Richtig anspruchsvoll dabei sind die Abfahrten vom Pordoi ins Edelweißtal nach Colfosco oder durch die Pordoi-Scharte zurück zum Pordoi-Pass. Auch ein Abstecher zur Marmolada (tolle lange Abfahrt) oder zur Riesenslalom-Weltcup-Strecke nach Alta Badia (richtig steil und schwer) lohnt sich immer.
Trotz aller Ausbau- und Erweiterungsarbeiten der Liftgesellschaften müssen die Skifahrer während ihrer Rundfahrt - die übrigens sowohl im Uhrzeigersinn als auch in Gegenrichtung unternommen werden kann - zwischenzeitlich auf Wanderschaft gehen. Meist sind es nur ein paar Schritte, um eine Pass-Straße zu überqueren, damit die Abfahrt fortgesetzt werden kann.
Aber an einigen Stellen der Sella Ronda wimmelt es nur so von Skifahrern mit geschulterten Brettern. Dort, wo das Ende der Piste und die neue Aufstiegsanlage auf der jeweils anderen Talseite liegen, gilt es, ein paar hundert Meter per pedes zu absolvieren. Und da dieser Strom dann in beide Richtungen der Sella Ronda läuft, gleicht die Szenerie dem hektischen Treiben auf einer Ameisenstraße. In diesem Wirrwarr aus Menschen, Brettern und Skistöcken heißt es aufpassen, um nicht versehentlich ein Skiende an den Kopf zu bekommen.
Gleichwohl sind diese Orte aber wie die Wartezonen an den Liften sehr kommunikationsfreundlich. Man tauscht sich aus über Schneebeschaffenheit, besonders schöne Pistenabschnitte oder gibt Tipps zur »richtigen« Hütte für den Einkehrschwung. Und wenn es ganz gut geht, trifft man beim Wandern zwischen den Liften sogar Freunde, die am selben Tag zur selben Stunde am gleichen Ort die Sella Ronda in Angriff genommen haben - nur in anderer Richtung. Da kann man sich dann gleich zum späten Absacker am Startpunkt verabreden. Nach getaner »Arbeit« schmeckt der nämlich besonders gut. Wolfgang Schäffer

Artikel vom 28.10.2006