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Krankenkasse zahlt nicht
für das Überfallopfer (70)

Rentner wehrt vier Angreifer ab - Brille kaputt


Bielefeld (hz). In seinem Geburtsland Großbritannien feiern die Zeitungen den 70-Jährigen als Held des Tages, weil er vier Räuber in die Flucht geschlagen hat. In seiner (Wahl-)Heimat Bielefeld bleibt Rentner John D. (Name geändert) dagegen auf fast 500 Euro Schaden sitzen. Die Krankenkasse, berichtete der Ex-Feldwebel der britischen Armee, wolle ihm seine beim Überfall beschädigte Brille nicht ersetzen.
Wie in der gestrigen Ausgabe berichtet, war der ehemalige Ausbilder für Nahkampftechniken beim Nachtspaziergang am späten Abend des vergangenen Freitages unweit seiner Wohnung am Löllmannshof von vier Kriminellen überfallen worden. Den Täter, der John D. von hinten angesprungen hatte, schleuderte der 70-Jährige per Schulterwurf auf einen Zaun.
Dann, so erzählte der Rentner, habe er angesichts der Übermacht von drei verbliebenen Räubern die Flucht ergriffen. Dabei sei er auf nassem Laub ausgerutscht und auf das Gesicht gefallen. Trotzdem gelang es ihm, einen Verfolger am Fuß zu packen und auf den Boden zu werfen. Die Kriminellen suchten das Weite, John D. blieb mit totalbeschädigter Brille zurück.
Die Krankenkasse weiß bei ihrer Weigerung, für die kaputte Sehhilfe Ersatz zu leisten, die Gesundheitsreform auf ihrer Seite. John D. muss nämlich als Kassenpatient die Kosten selbst tragen. »Das ist in Deutschland Gesetz«, hat sich der Wahl-Bielefelder belehren lassen müssen. Woher er das Geld für eine neue Brille nehmen soll, weiß John D. nicht: Der 70-Jährige arbeitet, weil die Rente nicht reicht, als Kurierwagenfahrer.

Artikel vom 25.10.2006