25.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Vertrauen ist Kindern
wichtiger als Geld

Umfrage zu Wertevorstellungen Sechs- bis 14-Jähriger

Berlin (dpa). Deutschlands Kindern sind Werte wie Freundschaft, Vertrauen und Zuverlässigkeit wichtiger als Geld und gute Manieren.

Das geht aus dem ersten repräsentativen Kinder-Werte-Monitor hervor, den das Kindermagazin »Geolino« zu seinem zehnjährigen Bestehen gemeinsam mit UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, in Berlin vorstellte. Ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn und große Bereitschaft, anderen zu helfen, kennzeichnet danach die Gruppe der 908 befragten Kinder zwischen sechs und 14 Jahren.
»Außerdem hat sich der Trend zur Leistungsbereitschaft verstärkt, was ja schon in der Shell-Jugendstudie abzulesen war«, sagte Gerd Brüne, Leiter der Geo-Verlagsgruppe. Anders als in den 80er Jahren sei dem Nachwuchs Leistungsbereitschaft mittlerweile ebenso wichtig wie Gerechtigkeit oder Hilfsbereitschaft. Auch das Thema Kinderrechte hat einen sehr hohen Stellenwert: So nannten es 99 Prozent »total wichtig« oder »wichtig«, dass Kinder ohne Gewalt aufwachsen können.
»Aber Kinder interessieren sich nicht nur für ihr eigenes Umfeld«, betonte Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD), deren Haus die Studie unterstützte. So halten es 77 Prozent des Nachwuchses für »total wichtig«, dass Kinder in Kriegs- und Krisengebieten der Welt besonderen Schutz bekommen.
Deutlich wird zudem, dass mit dem Alter der Kinder und wachsender Selbstständigkeit die Bedeutung von Werten wie Freundschaft, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit steigt. So verlieren die Eltern, die zunächst mit weitem Abstand vor Verwandten, Freunden und Lehrern an oberster Stelle der Wertevermittlung stehen, mit der Zeit an Einfluss. Und generell ist dieser prägende Eltern-Einfluss - laut Studie - aus Kindersicht nicht so hoch wie von den Erwachsenen selbst eingeschätzt.
Auch Geschlechterunterschiede werden in der Befragung deutlich: Mit Ausnahme des Vereins-Engagements, wo die Jungen dominieren, interessieren sich Mädchen generell mehr für die Situation anderer. Umweltschutz hingegen spielt bei allen eine geringere Rolle.
Kinder konnten auch formulieren, was sie unter Werten, beispielsweise unter Mut, verstehen. Die Antwort »Spinnen anfassen« (Junge, acht Jahre) gehörte auch dazu wie »Ein Mädchen küssen« (Junge, neun Jahre) oder »Wenn Papa wieder mit Mama schimpft, dass ich ihn dann anschreien kann« (Junge, elf Jahre). Verantwortung heißt für sie etwa: »Ich füttere jeden Tag meinen Hamster. Das ist Verantwortung, weil er sonst verhungert« (Junge, sechs Jahre) oder »Behutsam mit der Natur und Umwelt umgehen« (Mädchen, elf Jahre). Und auch von Toleranz hat der Nachwuchs seine Vorstellungen. Ein Siebenjähriger: »Ich bin Schalke-Fan, aber ich spiele auch mit einem Kind, das Dortmund-Fan ist.«

Artikel vom 25.10.2006