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Punktlandung
gelang nur im
kleinen TAM

Theater: Zuschussbedarf konstant

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Zwischen 16 und 17 Millionen Euro muss die Stadt alljährlich zuschießen, um das Theater Bielefeld lebensfähig zu erhalten. Im Betriebsausschuss Bühnen und Orchester legten Intendant Michael Heicks und Verwaltungsdirektor Klaus-Dieter Giersch gestern die mittelfristige Ergebnisplanung vor. Der Zuschussbedarf bis zur Spielzeit 2009/10 ändert sich nicht maßgeblich.

Trotzdem lobte Kulturdezernent Rainer Ludwig das Theater: »Es gibt keinen anderen Betrieb der Stadt, der so exakte Zahlen vorlegt wie das Theater.« Und er ergänzte: »Theater hat seinen Preis.«
Dass in den letzten zwei Umbauspielzeiten der Plan nicht habe erreicht werden können, sei absehbar gewesen, sagte Heicks. Die Zahlen - zum Beispiel eine 100-prozentige Auslastung der Rudolf-Oetker-Halle - seien schlicht unrealistisch gewesen, allerdings ohne Zutun des Theaters. Oetkerhalle und auch Theaterlabor seien als Spielstätten »unkalkulierbar« gewesen. Beim TAM dagegen würden Plan- und Ist-Zahlen kaum voneinander abweichen.
In der Spielzeit 2005/06 gab es, inklusive der Konzert der Bielefelder Philharmoniker, 567 Vorstellungen, knapp 30 mehr als ursprünglich vorgesehen. Bei den Erlösen machten jedoch fast alle Stücke Verlust im Vergleich zu den Erwartungen - selbst das Weihnachtsmärchen. Im Plus waren zwei TAM-Stücke, nämlich Shakespeares »Wie es euch gefällt« und die Revue »Elvis liebt Dich!« Die neue Saison lasse sich höchst erfolgreich an, so Heicks: »'Fettes Schwein' liegt schon jetzt über Plan, die Comedian Harmonists II sind zu 75 Prozent ausgelastet, das Ballett 'Vier Jahreszeiten' zu 71 Prozent.« Speziell das Tanztheater habe sich das Publikum erst erobern müssen.
Weil das Stadttheater erst Mitte September eröffnet habe, fehlten in der laufenden Saison 20 Vorstellungstermine. Die Intendanz versuche, die Spielzeit in die Schulsommerferien hinein zu verlängern, um die vergleichsweise kurze Zeit zu kompensieren. Den aktuellen Planungen liegen 180 000 Theaterbesucher zugrunde. Mittelfristig sollen 200 000 Besucher begeistert werden.
Der ursprüngliche Pachtzins an die Theaterstiftung wurde - in Absprache - um 100 000 Euro gekürzt; das Theater zahlt jetzt 725 000 Euro Miete. Ingo Stuke (SPD) fürchtete, es sei schwierig, von Nicht-Kulturpolitikern Solidarität einzufordern: »Das Theater darf nicht auf Dauer eine unberechenbare Größe sein.« Auch Hartmut Geil (Grüne) meinte: »Der Plan darf nicht immer verrutschen.« Dennoch: Einstimmiges ja zum Wirtschaftsplan.

Artikel vom 26.10.2006