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Die kriminellen Karrieren
gleich zu Beginn stoppen

Sonderkommission geht gegen Intensivtäter vor


Bielefeld (hz). Ein auf ein Jahr beschränktes Pilotprojekt der Polizei ist auf dem Weg zum Erfolgsmodell: Die neue Sonderkommission »Jugendliche Intensivtäter« kann außer ersten Fahndungserfolgen bereits die Verurteilung eines Kriminellen vorweisen. Der seit dem 12. Lebensjahr wegen Kfz-Aufbrüchen, Körperverletzungs- und Drogendelikten auffällige Täter kassierte vor Gericht eine zweijährige Jugendstrafe.
Es ist den Kripofahndern Wilhelm Korte, Klaus Rieger, Rainer Theismann sowie Martin Steppeler von der vierköpfigen Soko »JIT« (steht für Jugendliche Intensivtäter) zu verdanken, dass nach der jüngsten Serie von Straßenüberfällen Kriminelle überführt worden sind. Weitere Taten stehen vor der Aufklärung.
Dienstsitz der neuen Soko ist, wie das WESTFALEN-BLATT am 18. April exklusiv berichtete, die Polizeiinspektion Süd in Brackwede. Die Ermittler sind jedoch für ganz Bielefeld zuständig. Ihre Aufgabe: in der Großstadt die jungen Intensivtäter besonders stark ins Visier nehmen. Denn diese stellen laut Polizeistatistik zwar nur fünf Prozent der Tatverdächtigen unter 18 Jahren, sind aber für mehr als ein Fünftel aller Delikte der Jugendkriminalität verantwortlich.
»Es ist nicht unser Ziel, Jugendliche ins Gefängnis zu bringen, sondern wir wollen die kriminellen Karrieren gleich zu Beginn beenden«, bringt es Hauptkommissar Korte auf den Punkt. Intensivtäter stoppen, Ersttäter mit Hausbesuchen und Gefährdeansprachen auf den legalen Weg zurückzubringen - dabei wird die Soko auch von Staatsanwaltschaft, Jugendrichtern und Jugendamt unterstützt.
Oberstaatsanwältin Ruth Dringenberg-Enders, Leiterin der Jugendabteilung bei der hiesigen Anklagebehörde, findet es hervorragend, dass es die Soko »JIT« gibt. Für Jugendstraftaten gelte das beschleunigte Verfahren: »Raubüberfälle können nicht auf die lange Bank geschoben werden.«
Auch Jugendrichter Christian Friehoff, zugleich Vorsitzender des Bielefelder Richterbundes, begrüßt ausdrücklich die Arbeit der Soko. Man müsse bei der Bekämpfung der Jugendkriminalität den sehr kurzen Weg suchen. Friehoff: »Die Soko ÝJITÜ hat eine Breitenwirkung, denn sie wirkt abschreckend auf potentielle Täter.«

Artikel vom 26.10.2006