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Schon Mädchen schützenVirologe fordert Schulimpfung gegen Gebärmutterhalskrebs - 155 Euro pro Gabe
Alle Mädchen sollten nach Ansicht des Kölner Virologen Herbert Pfister in der Schule gegen Gebärmutterhalskrebs geimpft werden.
»Eine Schulimpfung wäre der ideale Weg, um die ganze Bevölkerung zu erreichen«, sagt Pfister. »Würden alle Frauen geimpft, würden deutlich weniger Frauen an Gebärmutterhalskrebs erkranken«, erklärt der Leiter der Virologie der Universitätsklinik Köln.
Bundesweit wird diese Tumorart nach Daten des Deutschen Krebsforschungszentrums jedes Jahr bei etwa 6500 Frauen neu festgestellt. Allein 2003 starben 1762 Frauen daran. Hauptursache ist ein Warzenvirus, das so genannte Humane Papillomvirus (HPV). Bis zu 13 verschiedene HPV-Typen können die bösartigen Tumore auslösen.
Seit Mitte September ist in Europa ein weltweit erster Impfstoff gegen zwei dieser Virustypen zugelassen, die aber für 70 Prozent der Gebärmutterhalskrebs-Fälle verantwortlich sind. Laut Paul-Ehrlich-Institut wird das Mittel demnächst auch in Deutschland zur Auslieferung kommen.
»Mehr als zwei Drittel aller Frauen werden in ihrem Leben mindestens ein Mal mit einem oder mehreren Typen des Virus infiziert«, betonte Pfister. Meist stecken sich Frauen beim Sex an. »Bei etwa 70 bis 80 Prozent verschwindet das Virus innerhalb eines Jahres wieder.« Bei den übrigen aber niste sich der Erreger ein, bei einem Teil von ihnen bildeten sich Vorstufen von Krebs. Pfister: »Bei einer von 100 Frauen entwickelt sich daraus Gebärmutterhalskrebs.«
Die nun zugelassene Impfung schütze zuverlässig gegen anhaltende Infektionen mit den zwei wichtigsten Virustypen, sagt der Virologe. Jedoch komme es darauf an, zu impfen, wenn noch keine Infektion erfolgt sei, also möglichst früh. »Etwa mit 12 Jahren wäre optimal«, sagt er.
Mädchen gingen in dieser Zeit aber nicht mehr zum Kinderarzt und noch nicht regelmäßig zum Frauenarzt. »Deshalb bin ich für die Impfung in der Schule.«
Zwar sei die Vorbeuge-Impfung zur Zeit noch relativ teuer - es muss drei Mal geimpft werden und eine Gabe kostet 155 Euro. Das sei jedoch zu vernachlässigen mit Blick auf die psychischen und physischen Belastungen einer Krebserkrankung, von deren Behandlungskosten ganz zu schweigen.

Artikel vom 24.11.2006