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Trara, Tara, endlich ist
die Schneckenpost da

Wünsche erreichen Patientin nach fast sieben Jahren

Von Sabrina Beck (Text und Fotos)
Paderborn (WB). Da staunte Agnes Korte nicht schlecht, als die Patientenverwaltung des St. Josefs-Krankenhauses in Salzkotten (Kreis Paderborn) ihr jetzt eine an sie adressierte Postkarte überreichte. Sechs Jahre und zehn Monate waren die Genesungswünsche unterwegs.

»Tu schön, was der Onkel Doktor dir sagt, iß den Teller leer, dann bist du auch ganz bald wieder zu Hause«, schreiben Kurt und Resi Gaber im Dezember 1999 an Agnes Korte, die zu dem Zeitpunkt mit einem Meniskusriss im Krankenhaus in Salzkotten liegt. Nach wenigen Tagen ist die heute 65-Jährige dann auch wieder daheim in Paderborn - lange vor der Karte: Die lag erst jüngst im Briefkasten des St. Josefs-Krankenhauses.
John Sommer, Leiter der Patientenverwaltung, studierte das Schriftstück aufmerksam und bemerkte schließlich den Poststempel, der auf den 10. Dezember 1999 lautete.
»Wir schicken    unseren Patienten nach der Entlassung ja oft noch persönliche Post hinterher - aber sieben Jahre später, das habe auch ich noch nie erlebt«, lacht Sommer. Und eben deshalb nahm er sich vor, die Karte an die rechtmäßige Empfängerin weiterzuleiten. »Das war eine schwierige Angelegenheit. Auf der Karte standen ja weder Adresse noch Geburtsdatum von Frau Korte. Nur anhand des Poststempels war eine zeitliche Eingrenzung möglich.«
Das Team des Krankenhauses in Salzkotten durchforstete stundenlang das Archiv und wurde nach langer Suche auch endlich fündig. Dass John Sommer die private Post gelesen hat, nimmt Agnes Korte ihm nicht übel. Immerhin wäre die Karte sonst wahrscheinlich im Altpapier gelandet - »und Postkarten unterliegen ja nicht dem Briefgeheimnis«, winkt die Paderbornerin ab. Im Gegenteil: Sie ist dem engagierten Krankenhausmitarbeiter dankbar für seinen Anruf.
Wo die Karte all die Jahre war, bleibt allen Beteiligten ein Rätsel: Die Deutsche Post kann sich den Vorfall nicht erklären. Bei der verspäteten Zustellung wollte Agnes Korte jedoch kein weiteres Risiko mehr eingehen. »Natürlich habe ich die Karte dann persönlich abgeholt«, erzählt sie. Die Rentnerin freut sich sehr darüber, dass die Genesungsgrüße der Schwiegereltern von Tochter Gisela noch angekommen sind und verspricht: »Heute Abend werde ich mich bei den beiden dafür bedanken.«

Artikel vom 25.10.2006