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Die Rente mit 67 ist sicher

Staat will Altersgeld-Garantie senken - mehr private Vorsorge

Von Björn Kaps
Berlin (WB). Rentner werden in Zukunft immer weniger Geld in der Tasche haben. Während Beiträge und Renteneinstiegsalter steigen, wird das Rentenniveau weiter sinken.

Eine Arbeitsgruppe der großen Koalition hat entsprechende Eckpunkte für eine Rentenreform erarbeitet. Nach diesen Plänen von CDU und SPD soll das Renteneinstiegsalter von 2012 an schrittweise auf 67 Jahre angehoben werden. Für die Jahrgänge 1947 bis 1958 soll der Rentenbeginn dann jährlich um einen Monat und für die Jahrgänge 1959 bis 1964 um zwei Monate pro Jahr verschoben werden.
Wer 1964 oder später geboren ist, muss bis zum Ende seines 67. Lebensjahres arbeiten, bevor er die volle Rente beantragen kann. Nur Versicherte, die mindestens 45 Jahre lang Pflichtbeiträge gezahlt haben, können weiterhin mit 65 Jahren ohne Abschläge in Rente gehen. Wer trotzdem auch in Zukunft früher in Rente gehen will und bereits 35 Jahre eingezahlt hat, muss einen Abschlag von 3,6 Prozent pro Jahr (0,3 Prozent pro Monat) in Kauf nehmen. Die Erhöhung des Renteneintrittsalters um zwei Jahre entspricht somit faktisch einer Rentenkürzung um 7,2 Prozent. Das Rentenalter für schwerbehinderte Arbeitnehmer wird von 63 auf 65 Jahre erhöht.
Neben dem Renteneintrittsalter werden auch die Beiträge der Rentenversicherung in den nächsten Jahren weiter steigen. Zwar rechnen die Rentenkassen im laufenden Jahr mit Zusatzeinnahmen von 1,5 Milliarden Euro, doch um die Beitragssätze langfristig stabil zu halten, soll der Beitragssatz Anfang 2007 von 19,5 auf 19,9 Prozent erhöht werden. Die Reform-Eckpunkte der großen Koalition sehen vor, dass die Beiträge bis 2020 nicht über 20 und bis 2030 nicht über 22 Prozent steigen.
Zugleich wird das Rentenniveau - das Verhältnis einer durchschnittlichen Rente zum Durchschnittseinkommen - weiter sinkem. Derzeit erhält ein Durchschnittsrentner noch 47,8 Prozent des letzten Bruttolohns. Für das Jahr 2020 will die große Koalition nur noch ein Rentenniveau von 46 Prozent garantieren, für das Jahr 2030 von nur noch 43 Prozent.
Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) begrüßte die Eckpunkte und kündigte an, noch in diesem Jahr einen entsprechenden Gesetzentwurf in den Bundestag einzubringen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lobte die Rentenreform als »einen entscheidenden Schritt, die Rente zukunftsfest zu machen«. Merkel und Müntefering wiesen jedoch erneut darauf hin, dass die Bürger in Zukunft verstäkt privat vorsorgen müssten. »Die beitragsbezogene, gesetzliche Altersrente bleibt der verlässliche Kern der Altersicherung. Ergänzend muss aber zunehmend eine zusätzliche private Altersvorsorge erfolgen, zum Beispiel durch Betriebsrenten oder Riester-Rente«, erklärte Müntefering.
Dass viele Bürger diese Notwendigkeit bereits erkannt haben, zeigt die stark gestiegene Zahl von Riester-Rentenverträgen. Im ersten Halbjahr 2006 wurden fast 900 000 Verträge abgeschlossen - zweieinhalb Mal so viele wie in den ersten sechs Monaten des Jahres zuvor. Seit Einführung der Riester-Rente im Jahr 2002 sind damit fast 20 Millionen Policen abgeschlossen worden.

Artikel vom 25.10.2006