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Schiri unter
dem Regenschirm

Erhitzte Gemüter in Dortmund

Dortmund (dpa). Das Leiden hält an, doch personelle Konsequenzen bleiben vorerst aus. Am Ende einer denkwürdigen 0:1-Pokalschlappe gegen Hannover 96 wurde bei Borussia Dortmund nur wenig über die Zukunft von Trainer Bert van Marwijk diskutiert.
Stattdessen erhitzten der Platzverweis für Torhüter Roman Weidenfeller und ein in der Schlussminute annullierter Elfmeter die Gemüter. Wutentbrannt stellte van Marwijk Schiedsrichter Felix Brych noch auf dem Rasen zur Rede. »Das habe ich noch nicht erlebt. Er steht sieben Meter neben Dede, pfeift Elfmeter und fragt dann den Assistenten, der 30 Meter entfernt ist«, schimpfte der Fußball-Lehrer des BVB.
Das Chaos wenige Sekunden vor dem Abpfiff lenkte vom eigentlichen Dilemma ab. Nach einer »Schwalbe« von BVB-Abwehrspieler Leonardo Dede entschied der Unparteiische aus München zunächst auf Elfmeter, ließ sich aber nach kurzer Beratung mit seinem Assistenten umstimmen. Die anschließende Gelbe Karte für den Brasilianer wegen Schauspielerei heizte die Stimmung zusätzlich an. Mit aufgespannten Regenschirmen musste der Schiedsrichter beim Gang in die Kabine vor vollen Bierbechern und anderen Wurfgeschossen geschützt werden.
Dabei hatte Brych sowohl beim Platzverweis als auch beim annullierten Elfmeter regelkonform gehandelt. Bedenklicher war vielmehr der erneut schwache Auftritt der BVB-Profis. Erst nach dem Foul- und Handspiel von Weidenfeller im Zweikampf gegen Jan Rosenthal (49.) außerhalb des Strafraumes - der Schlussmann wurde dafür vom DFB für die nächsten beiden Pokalspiele der Dortmunder gesperrt - ließen sie eine Trotzreaktion erkennen. Das stimmte BVB-Sportdirektor Michael Zorc nachdenklich: »Es ist symptomatisch, dass die Mannschaft die Rote Karte als Weckruf gebraucht hat. Das zeigt, dass sie nicht frei ist und wie verunsichert sie ist.«
Hannover war wie schon vor 14 Tagen im Bundesligaspiel (2:2) die bessere Mannschaft. Vahid Hashemian sorgte im vier Minuten vor Schluss für die Entscheidung zu Gunsten der Niedersachsen. Trainer Dieter Hecking hatte daher reichlich Grund zur Freude. Der Sieg bestärkte den Fußball-Lehrer in seinem Glauben an einen Aufwärtstrend: »In letzter Zeit habe ich meine Mannschaft dafür kritisiert, weil sie es nicht geschafft hat, über 90 Minuten konzentriert zu spielen. Das war dieses Mal der Fall. Deshalb haben wir uns diesen Erfolg in Dortmund auch verdient.«

Artikel vom 26.10.2006