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Schweißtreibende Nächte
im Bielefelder Tanz-Tempel
Petra Minz hat in ihrem »Ringlokschuppen« alle Hände voll zu tun
Wenn Petra Minz am Freitagabend den »Ringlokschuppen« betritt, hat sie bereits eine harte Arbeitswoche hinter sich. Sieben Stunden sitzt sie täglich gemeinsam mit acht weiteren Kräften in ihrem Büro des Bielefelder Tanz-Tempels und organisiert die kommenden Veranstaltungstermine. Abends geht es munter weiter. Jugendstil-Mitarbeiter Victor Fritzen hat der Geschäftsführerin des »Ringlokschuppens« eine Nacht lang über die Schulter geschaut. 19 Uhr: Petra Minz ist die erste, die die Großdisko aufschließt. Ihr erster Gang führt sie zu einem riesigen Schaltpult. Dort werden Licht-, Scanner- und Musikanlagen in Betrieb genommen. Eine halbe Stunde dreht sie nun ihre Runden durch die Hallen, schaut, ob die Putzfrauen und der Hausmeister alles in Ordnung gebracht haben. Sollte dem nicht so sein, muss Minz auch schon einmal selbst mit anpacken.
19.45 Uhr: Petra Minz geht in ihr Büro. Dort bereitet sie die zahlreichen Kassen für die sieben Theken, zwei Eingänge, die verschiedenen Garderoben und die Küche vor. Es ist die Ruhe vor dem Sturm.
19.50 Uhr: Die ersten Mitglieder des Personals treffen ein. Sie müssen sich in eine Liste eintragen und sich anmelden. Auf insgesamt 130 Aushilfen kann die Disko-Chefin zurückgreifen, ungefähr die Hälfte davon ist an einem Abend im Einsatz.
21 Uhr: Die Türen der Diskotheken öffnen sich. Nur nach und nach, zunächst sehr zögerlich kommen die ersten Gäste. Die Türsteher sind bereits in Position und werfen auf jeden Gast ein Auge. Petra Minz hat nun zwei Stunden Leerlauf. Sie zieht sich in ihr Büro zurück, bekämpft mit einem Kaffee die erste Müdigkeit. Doch Langeweile kommt nicht auf, sie schnappt sich eine Zeitung.
23 Uhr: In der Diskothek brummt es. Immer mehr Tanzbegeisterte strömen in die große Halle und belagern die Theken und Tanzflächen. Petra Minz bleibt ruhig, dafür hat sie schon zu viel erlebt. Denn im Notfall sind die Türsteher vor Ort und können erhitzte Gemüter beruhigen.
1 Uhr: Mittlerweile ist es voll geworden im Ringlokschuppen. Bis zu 3000 Gäste passen in die ehemalige Bahnhalle. Die Chefin unterhält sich nun mit den Gästen und dem Personal, dreht ihre Runden und schaut, dass alles seine Richtigkeit hat. Im Notfall hält sie Kontakt zur Polizei und dem Ordnungsamt. Die Feuerwehr müsste sie im Fall eines Falles nicht informieren. »Wir haben überall Rauchmelder installiert, die Signale treffen direkt bei der Feuerwehr-Leitstelle ein«, erklärt die Geschäftsführerin.
3 Uhr: Die ersten Gäste verlassen die Diskothek. Die Chefin des Hauses ist fit. »Nachts kann ich besser arbeiten als tagsüber.« Die Nachtarbeit habe ihren besonderen Reiz, sagt sie.
5 Uhr: Die Disko leert sich. Die einen sind vom Tanzschweiß gezeichnet, andere, die nicht wahrhaben wollen, dass es das letzte Bier für sie ist, werden freundlich, aber bestimmt von den Türstehern aufgefordert zu gehen. Auch für die 60 Kräfte, die in dieser Nacht Dienst haben, ist nun Feierabend. Für Petra Minz ist die Nacht noch nicht vorbei.
6 Uhr: Die ersten Reinigungskräfte treffen ein. Petra Minz gähnt. Auch sie ist von der Nacht gezeichnet und sehnt sich nach ihrem Bett. Bei einem letzten Gang durch die Räume muss sie feststellen, dass es aussieht »wie auf einem Güterbahnhof«. Doch deshalb ihren Job bereuen? Nein, das kommt für sie nicht in Frage. Im fliegenden Wechsel mit den Putzkräften verlässt sie um kurz nach 6 Uhr ihren Arbeitsplatz. »Ich bin die letzte, die auch wieder zuschließt.«
Bis zum nächsten Abend. Dann geht es wieder weiter, wenn Petra Minz um 19 Uhr den Schlüssel im Schloss umdreht.

Artikel vom 04.11.2006