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Bundeswehr

Keine falschen Schlüsse ziehen


Die von mehreren Bundeswehrsoldaten während ihres Afghanistan-Einsatzes verübte Totenschändung ist ein unglaublicher und geschmackloser Vorgang, der dem Ansehen der deutschen Streitkräfte nicht nur am Hindukusch schweren Schaden zugefügt hat. Dieser Vorfall muss schnellstens schonungslos untersucht und geahndet werden, die Beteiligten haben in der Bundeswehr nichts mehr zu suchen.
Bis hierher herrschte gestern in Politik und Gesellschaft weitgehende Übereinstimmung, nachdem man sich ein Bild von diesen Entgleisungen machen konnte. Doch schnell sind auch die Kräfte wieder am Werk, die eine gute Gelegenheit sehen, daraus ihr eigenes politisches Süppchen zu kochen. Schnell wird die Bundeswehr insgesamt wieder ins Zwielicht gezogen, ihr Rückzug aus Afghanistan gefordert.
Dies ist jedoch der falsche Schluss. Zugegeben, der Vorfall war besonders schändlich, doch unentschuldbares Verhalten in der Bundeswehr, die mitten in unserer Gesellschaft steht, hat es immer wieder gegeben, wird es auch künftig immer wieder geben. Solche Einzelfälle sagen aber nichts über den inneren Zustand der Bundeswehr aus.
Der Afghanistan-Einsatz war keine Fehlentscheidung, der gestrige Beschluss des Kabinetts, den Anti-Terror-Einsatz zu verlängern, richtig. Überlegt werden sollte indes, ob die Soldaten ausreichend auf diesen und die anderen Auslandseinsätze vorbereitet sind. Dirk Schröder

Artikel vom 26.10.2006