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Alkohol-Strategie verwässert

EU-Cocktail mit Schuss


Keine Frage, der europäische Gesundheitskommissar ist vor der Alkohol-Lobby eingeknickt. Manches war härter gemixt, vieles wurde im Laufe der Beratungen gepanscht. Dennoch hat sich die Lobby, die in der Brüsseler Edelgastronomie ihre schönsten Erfolge feiert, möglicherweise selbst einen Bärendienst erwiesen. Mit immer neuen Horror-Behauptungen hat sie das Interesse erst auf die immensen Kosten durch Alkohol gelenkt. Wer hätte vorher gewusst, dass der Schaden zehnmal höher liegt als alle Alkoholsteuern in Europa zusammen?
Mit Ausnahme des Themas »Jugend und Alkopops« ist auch hierzulande noch nie so ausführlich über Kampfsaufen, Trinkerkarrieren und Abstinenz nachgedacht worden.
Ein klarer Kopf tut gut. Deshalb hat der gescholtene EU-Kommissar vielleicht genau den richtigen Cocktail aus Süße und Bitterstoffen gefunden. Die Suchtexperten sind jedenfalls auf den Geschmack gekommen. Sie werden nicht locker lassen, auf nationaler Ebene weiterzumachen, wo Europa nicht vorankommt.
Beim Rauchverbot konnten wir von Frankreich und Italien lernen, dass so etwas tatsächlich funktioniert. Den Verlockungen der Flasche müssen die Deutschen alleine widerstehen. Reinhard Brockmann

Artikel vom 26.10.2006