24.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Steiler Aufstieg - tiefer Fall

Egon Piechaczek ist im Alter von 74 Jahren gestorben

Ex-Arminia-Trainer Egon Piechaczek: Der DFB sperrte ihn 1972 in Frankfurt/Main »lebenslänglich«. Foto: WB
Von Klaus Lükewille
Bielefeld (WB). Er schrieb mit dem DSC Arminia Bielefeld Fußball-Geschichte. Ein glanzvolles Kapitel - aber auch viele tiefschwarze Seiten. Der ehemalige polnische Nationalspieler und Trainer Egon Piechaczek ist im Alter von 74 Jahren in Kaiserslautern an den Folgen einer schweren Krankheit gestorben.
Steiler Aufstieg, tiefer Fall. Diese Bilder werden mit Piechaczek immer verbunden bleiben. 1970 führte er die Bielefelder in die Qualifikationsrunde und erstmals in die Bundesliga. Ein Jahr danach verdunkelten sich die Fußball-Wolken über Bielefeld: Arminia war tief in den Bestechungsskandal verstrickt. Eine Hauptrolle bei den Spiel-Manipulationen soll auch Piechaczek gespielt haben. Der Trainer wurde vom DFB-Sportgericht im Februar 1972 lebenslänglich gesperrt.
»Schade, dass es in Bielefeld so für ihn zu Ende gehen musste«, blickt Gerd Roggensack zurück. Er hatte im Frühjahr 1970 den Trainer empfohlen: »Ich kannte ihn aus meiner Zeit beim 1. FC Kaiserslautern und wusste: das ist ein absoluter Fußball-Fachmann. Ich habe immer sehr gern unter seiner Regie gearbeitet.«
Uli Braun, der damals wie Roggensack zu den Stützen der Aufsteiger-Mannschaft zählte, hat an Piechaczek ebenfalls gute Erinnerungen: »Der Egon ließ uns viel mit dem Ball arbeiten, das hat mir besonders gefallen. Und er mischte auf dem Übungsplatz auch immer selbst noch mit, er war ein erstklassiger Techniker.«
Am 21. Dezember 1971 musste Piechaczek seinen Arminia-Arbeitsplatz räumen. Die Verwicklung des Trainers in den Bestechungsskandal wurde immer deutlicher, obwohl der damalige Fußball-Obmann Hermann Brökel heute noch glaubt: »Egon hat von nichts gewusst.«
In Deutschland durfte Piechaczek nicht mehr trainieren, er betreute später Vereine in Griechenland und auf Zypern. Vor zwölf Jahren räumte er endgültig die Bank und lebte seitdem wieder in Kaiserslautern, seiner ersten Oberhaus-Station. Hier trainierte Piechaczek vom 5. März 1968 bis zum 6. Mai 1969 den Traditionsverein.

Artikel vom 24.10.2006