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Werder hält
den Ball flach

Der Spitzenreiter trifft und tönt nicht

Mainz (dpa). Werder wunderbar. Bremens Spaßfußballer sind derzeit das Nonplusultra in der Bundesliga. Die Lobeshymnen überschlugen sich nach dem im Stil eines Meisters herausgespielten 6:1 (3:0)-Sieg des Spitzenreiters beim Abstiegskandidaten FSV Mainz 05.
»Das war Fußball wie von einem anderen Stern«, meinte der Mainzer Manager Christian Heidel. »Die spielen in einer anderen Liga, da können wir nicht mithalten«, befand FSV-Präsident Harald Strutz in resignativer Bewunderung für den übermächtigen Gegner. Coach Jürgen Klopp stellte nach der höchsten Klatsche seines Clubs in der dreijährigen Bundesliga-Zugehörigkeit fest: »Es macht Spaß, ihnen zuzugucken, es sei denn, man ist der Gegner.« Für Strutz steht schon fest: »Werder Bremen wird Meister«.
Vorschusslorbeeren lehnen die Macher des Bremer Höhenflugs nach der Demonstration der Stärke mit sehenswertem Kombinationsfußball aber kategorisch ab. »Wir heben nicht ab und können uns selbst einschätzen. Wir haben noch eine lange Saison vor uns. Die Konkurrenz ist auch noch da«, meinte Trainer Thomas Schaaf in gewohnter Bescheidenheit. »Im Moment stimmt bei uns einfach alles. Der Teamgeist ist phänomenal und es macht allen einen Riesenspaß. Aber wir müssen auf dem Teppich bleiben. Man kann von uns nicht erwarten, dass wir in jedem Spiel sechs Tore schießen«, sagte Torsten Frings.
Hoch gewinnen und den Ball lieber ganz flach halten ist die Devise des derzeit in seiner Spielkultur unerreichten Teams. 18:2 Tore in den letzten vier siegreichen Bundesliga-Spielen, dazu das 2:0 gegen Levski Sofia, morgen Rückspiel-Gegner in der Champions League, lautet die imponierende Bilanz der Torflut von der Waterkant. Auch bei dem seit 795 Minuten, davon 618 in der Bundesliga, torlosen Nationalstürmer Miroslav Klose platzte der Knoten. Zwei Treffer (14./21.) erzielte er selbst, zwei legte er uneigennützig für Aaron Hunt (20./75.) auf. Den Rest vom Schützenfest vor 20 300 Zuschauern besorgten bei einem Gegentreffer durch Mimoun Azaouagh (74.) mit Naldo (80.) und Diego (88.) zwei weitere bärenstarke Bremer.
Das Ende von Kloses Ladehemmung erfreute Trainer und Mitspieler. »Er hat überragend gespielt. Obwohl er lang nicht traf, war er für die anderen da. Das spricht für seine Größe und Qualität und für die große Harmonie in dieser Truppe«, meinte Schaaf.
»Ich bin froh, dass er wieder getroffen hat. Seine Tore brauchen wir auf dem Weg zur Meisterschaft«, lobte Frings den Kollegen aus der Nationalmannschaft, der auch ein Synonym Bremer Bescheidenheit ist. Kloses Kommentar: »Von der Nummer 1 bis 24 kann bei uns jeder Tore schießen. Wichtig ist nur der Erfolg der Mannschaft.«

Artikel vom 30.10.2006