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»Ich bin nicht traurig«

Michael Schumachers rauschende Abschiedsparty

São Paulo (dpa). Nach dem grandiosen Schlussakt auf der Rennstrecke gab Michael Schumacher auf der Party noch einmal Vollgas. Bei reichlich Caipirinha konnte der Formel-1-Rekordsammler sein Pech im 250. und zugleich letzten Rennen seiner einzigartigen Karriere schnell vergessen.

Bis zuletzt hatte der Ferrari-Pilot keinen Schimmer, dass ihm sein Team klammheimlich eine rauschende Abschiedsfete nach dem »Großen Preis von Brasilien« am Sonntag in São Paulo organisiert hatte. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit feierten die Ferrari-Familie und der Schumacher-Clan an einem geheim gehaltenen Ort bis tief in die Nacht.
Zwar hatte der 37-Jährige seine Karriere nicht mit dem achten WM-Titel krönen können. Doch gewann er Respekt, Bewunderung und Anerkennung. »Michael Schumacher steht in einer Reihe mit den anderen ganz Großen des deutschen Sports«, würdigte Bundeskanzlerin Angela Merkel den Superstar. »Er hat seine Sportart, so glaube ich, durch einen Hauch Genialität bereichert. Danke an einen großen Sportler.« Franz Beckenbauer bedauerte: »Unser größter Fahrer aller Zeiten hätte noch ein paar Jährchen vorne weg brausen können.«
Aus, Schluss, vorbei: Mit ein bisschen Wehmut, aber ohne Tränen, mit einer brillanten Abschiedsvorstellung, aber ohne das erhoffte Happyend hatte Schumacher seine Grand-Prix-Ära abgeschlossen. »Ich bin nicht traurig, sonst hätte ich diese Entscheidung nicht getroffen«, versicherte der Rekordchampion nach seiner letzten Runde locker und gelöst. Er wirkte fast schon erleichtert: »Es gibt keinen Formel-1-Fahrer Michael Schumacher mehr.«
Auf die Frage, ob er etwas in seiner Karriere bedauere, verwies Schumacher auf Frank Sinatras Welthit »I did it my way«: »So habe ich es auch gemacht. Ich bin immer meinen Weg gegangen.«
Herzlich umarmte der frisch gebackene Renn-Rentner Ehefrau Corinna, Vater Rolf, Manager Willi Weber, seinen früheren Physiotherapeuten Balbir Singh, Ferrari-Teamchef Jean Todt, Technik- Direktor Ross Brawn, seine Ingenieure und Mechaniker. Dann noch die letzten Interview-Runden und nichts wie weg, um seinen Grand-Prix-Ausstieg zu feiern.
Schumacher hatte mit dem Pech an seinem letzten Grand-Prix-Wochenende nicht lange gehadert. Ohne die defekte Benzinpumpe im Qualifying und den nach einem Überholmanöver schon in der neunten Runde ruinierten Reifen hätte der wie besessen fahrende Ferrari-Star seinen Ausstand mit dem 92. Sieg krönen können. Dafür siegte ein anderer »Roter«: sein Teamkollege Felipe Massa.

Artikel vom 24.10.2006